Nach anstrengenden Wandertagen in den Bergen war uns nicht nur nach landschaftlicher Abwechslung, sondern auch einem entspannteren Lebensstil, sodass wir, wie im letzten Beitrag beschrieben, am Bahnhof Podgoricas den Regionalzug, der übrigens aus drei alten deutschen IC-Wagen besteht und recht klapprig daherkommt, bestiegen und mit diesem ganz gemütlich Richtung Westküste und Meer tuckerten. Dabei verfolgte uns die Frage, ob unsere Tage am Mittelmeer wirklich ein Albtraum werden würde, wie uns unsere Reisefranzosen zuvor prophezeit hatten. Der Zug war jedenfalls schon einmal ziemlich voll und wir konnten nur mit Glück zwei Plätze im Abteil voller badehosentragender Badegäste ergattern.
Wir stiegen im etwas größeren Küstenort Sutomore aus dem Zug, um von dort mit dem Bus in ein vermeintlich ruhigeres Örtchen zu fahren und wurden sogleich geschockt. Durch das Küstenstädtchen schoben sich unendliche Massen an Autos, Bussen und LKW und wir warteten bei 35 Grad im abgasigen Schatten auf den Bus, der uns endlich wegbringen sollte von diesem Horrorort. Als dieser nach 40 Minuten endlich an der heruntergekommenen Haltestelle ankam, waren wir einerseits außerordentlich froh, andererseits etwas überrascht, das wir im engen Gang eines Reisebusses stehen mussten, da alle anderen Plätze belegt waren. Glücklicherweise dauerte unsere Fahrt nicht allzu lang und wir bemitleideten nur kurz die Autofahrer auf der anderen Straßenseite, die sich in einem endlosen Stau wiederfanden. Entlang der touristisch beliebten Westküste Montenegros führt nämlich nur eine große Straße, die in Sommerzeiten heillos überfüllt ist.
In Buljarica, unserem Zielort, angekommen, machten wir uns sogleich auf zum zuvor bei Google Maps ausgespähten Campingplatz, wo wir in der hintersten Ecke noch ein Plätzchen zugeteilt bekamen. Zwar war unser Fußweg zu den Toiletten und Duschen etwas weiter, dafür lagen wir unter einem dichten Blätterdach vieler schattenspendender Bäume und nah am völlig überfüllten Strand, den wir am gleichen Tag noch besuchten - glücklicherweise mit einem etwas schattigeren und ruhigeren Plätzchen ganz am Rand. Die darauffolgende Nacht war nur mittelmäßig erholsam, da uns nicht nur Mücken plagten, sondern auch endlos viele Ameisen unter unserer Plane und somit irgendwann auch in unseren Schlafsäcken herumkrochen. Am frühen Morgen war man nur noch damit beschäftigt, sich zu Kratzen und die fleißigen schlafraubenden Insekten zu vertreiben. Nach dieser unentspannten Nacht und einem für uns sehr typischen Frühstück - Brot, Dosen-Pastete, etwas Gemüse - wollten wir etwas _Sightseeing machen_ und wanderten bei unerträglicher Hitze nach Petrovac, dem nächstgrößeren Touristädtchen nur wenige Kilometer weit entfernt. Bei 38 Grad im Schatten schleppten wir uns durch Massen an Badetouristen und bewunderten die wenigen historischen Gebäude zwischen moderneren Hotels und Restaurants. Nur mit mehreren Eispausen war diese Unternehmung auszuhalten und wir flüchteten uns bald wieder zu unserem schattigen und dennoch heißen Zeltplatz, wo wir darauf warteten, an den Strand gehen zu können. Dieser ist zwar heillos überfüllt, dafür ist das Wasser außerordentlich klar und warm, wie man es vielleicht aus Kroatien kennt. Und wenn auch das Baden am Tag durch laute Partymusik gestört wird, so entspannt kann man am späten Abend am nunmehr verlassenen Strand in die noch warmen Fluten springen.
Menschenmassen und heißem Wetter überdrüssig, ergriffen wir nach zwei Nächten auf dem Ameisencampingplatz die Flucht und machten uns auf zum Skadar See, der uns zuvor mehrfach als Reiseort ans Herz gelegt worden war. Netterweise fuhr uns schlussendlich ein freundlicher Russe direkt dorthin, nachdem wir eigentlich nur ein kleines Stückchen bei ihm mittrampen wollten, wir jedoch im endlosen Stau elendig stecken blieben und er den riesigen Umweg als Alternativroute auserkor. Zu faul, um am schmalen Rand einer vielbefahrenen Straße zum Zeltplatz zu laufen, quartierten wir uns direkt neben der Zugstation bei einem (unter vielem anderen) deutschsprechenden Montenegriner ein, der ein kleines, sehr eigenes und schrulliges Hotel direkt am See hält und uns freundlich in Empfang nahm. Zwar hatten wir von unserer Terrasse aus wirklich den versprochenen Blick auf den hübschen See, doch wurde dieser etwas von der Straße und Zugstrecke getrübt, die zwischen Ufer und Hotel liegen. Die Geräuschkulisse war doch etwas störend und bei den - zugegebenermaßen selten fahrenden - Güterzügen hatte man das Gefühl, sich in einem Erdbeben wiederzufinden.
Noch weiter wurde die erste Nacht von gewissen Bauchschmerzen meinerseits (Conrad) getrübt, die sich schnell in Schlimmeres verwandelten. Es erblickte, nach einem kurzen Sturz im Delirium, nicht nur das am Abend noch mit unserem Host genossene Bier erneut die Welt - glücklicherweise ohne das Zimmerchen zu verunreinigen. Am nächsten Tag war daher strenge Bettruhe angesagt und Sinja musste sich alleine auf Abenteuersuche machen, die sie ins Seewasser führte und mit netten Leuten auf dem ursprünglich ausgesuchten Campingplatz brachte. Die zweite Nacht verlief glücklicherweise gleich viel ruhiger und nun sitzen wir im ehemaligen Restaurant der Anlage und warten darauf, das der Regen aufhört und wir mit dem Zug nach Podgorica fahren können, von wo aus wir hoffentlich im Schlafzug nach Belgrad weiterreisen können. Davon soll berichtet werden.
Herzliche Grüße
Conrad und Sinja
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