Nach der im letzten Beitrag beschriebenen Schaukelfahrt über die Grenze von Bosnien und Herzegowina nach Montenegro gelangten wir zu Fuß und per Anhalter zum Zeltplatz am westlichen Zipfel des Pivsko Sees. Dieser liegt eingebettet in grünen Hügeln und lädt wahrlich zum Campen ein. Auch der ausgesuchte Kampierplatz war frisch und grün und wir fanden schnell ein schattiges Plätzchen, das uns jedoch noch zum Verhängnis werden sollte.
Denn am Morgen nach unserer gemütlichen Nacht unter der Wildnisplane begann es heftig an zu regnen. Zwar konnte die Plane unsere Sachen die erste Zeit trocken halten, jedoch offenbarte sie bei immer stärker werdendem Regen ihre eigentliche Schwäche: sie dichtete nicht nach unten hin ab. Da wir zum Überfluss noch in einer Senke kampierten, lagen wir nach weiterem Regen mit unseren Isomatten und Schlafsäcken plötzlich in einem See aus nicht abfließendem Regenwasser und mussten uns kurzerhand unter das Dach eines Wohnwagens retten. Netterweise zeigte uns der Campingplatzbesitzer einen trockenen Raum in einem halbfertigen Betongebäude, in dem wir unsere Habseligkeiten aufhängen und trocknen lassen konnten. Zusätzlich buchten wir uns für die darauffolgende Nacht ein kleines Zimmerchen im Zeltplatzbungalow, um nicht eine weitere, noch feuchtere Nacht draußen verbringen zu müssen. Den restlichen Tag nutzten wir dazu, die Gegend zu erkunden und auf einem Berggipfel die Seele baumeln zu lassen, bevor es zurück ins Camp ging.
Der nächste Tag sollte uns eigentlich nach Nikšić und gegebenfalls weiter in den Süden bringen, doch wurden unsere Pläne durch ein nettes französisches Ehepaar durchkreuzt, das uns auf dem Weg zur großen Straße gen Süden aufsammelte. Da unsere neuen Reisepartner in den Nationalpark im Nordosten des Landes fahren wollten, änderten wir spontan unsere Pläne und schlossen uns ihnen für den Tag an. Gemeinsam unternahmen wir eine nette vierstündige Wanderung mit erheblichem Höhenunterschied und vielen ausgetauschten Süßigkeiten. Nur die Frage, ob Haribo ein deutscher oder französischer Konzern sei, sorgte für eine erbitterte Streitigkeit. Dennoch nahmen uns die fröhlichen Reisenden mit nach Žabljak, wo wir uns für zwei Nächte in einem Zimmer bei einer vermietenden Familie einquartierten.
Žabljak ist nicht nur der höchstgelegene Ort Montenegros, sondern zugleich auch Skiegebiet und beliebtes Tourismusziel, was der Stimmung im eher hässlichen Ort nicht unbedingt zuträglich war. Insbesondere die Supermarktverkäuferinnen ließen einen die gelebte Ablehnung außerordentlich deutlich spüren. Auch war auf den Wanderwegen deutlich mehr los als auf unseren bisherigen Laufpisten. Nichtsdestotrotz konnten wir eine gute Zeit in den Bergen rund um den wirklich schönen Schwarzen See verbringen, an dem wir noch ein völlig überteuertes Eis genossen.
Nach den zwei Nächten im gemütlichen Familiendomizil machten wir uns früh mit dem Bus auf in die Hauptstadt Podgorica, von wo aus uns ein Zug an die Westküste bringen sollte. In ebenjenem sitzen wir gerade, nachdem wir mangels Bahnhofdachs die obligatorische Verspätung von vierzig Minuten in der prallen Sonne aussitzen mussten. Doch von diesem Ausflug kann und soll erst im nächsten Blog berichtet werden.
Viele Grüße aus dem altersschwachen montenegrinischen Regionalzug,
Conrad und Sinja
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