Da so langsam alle interessanten und halbwegs sicheren Reiseziele in erreichbarer 12-Tage Distanz abgefrühstückt sind, muss es zwangsläufig zu Wiederholungen kommen. Und welches Reiseland bietet sich hierfür mehr an als Georgien? Keins, weswegen das Weinland im Südkaukasus erneut als Reisedestination ausgewählt wurde.
Die Anreise war recht anstrengend, aber wir (Sinja, Arne und ich) überbrückten die lange Pause in Istanbul mit Ayran und die Wartezeit in Georgien bis zur Abfahrt des ersten Busses mit einem zweistündigen Powernap hinter Verkaufskabinen für Sim-Karten und Mietautos am Flughafen von Tiflis. Der besagte Bus brachte uns müde und hungrige Reisende in der frühen Früh ins Stadtzentrum, wo wir uns in einem hippen Café stärkten, bevor wir in unserer Unterkunft die schweren Rucksäcke abstellen durften.
Unsere ersten zwei Tage in Tiflis waren geprägt von langsamen Begehungen der Altstadt mit häufigsten Pausen - nichts anderes war bei den vorherrschenden Temperaturen denkbar. Die Sonne knallte so erbarmungslos, dass man Herzrasen von den ganzen heruntergegossenen Eiskaffee bekam und wir flüchteten uns nur zu gerne in klimatisierte Shops und Busse. Tiflis ist aber nicht nur heiß, sondern auch sehr lebhaft und nett anzuschauen. Die vielen Gebäude aus der (Vor-) Gründerzeit sind herrlich schön, auch wenn man sich regelmäßig sorgt, dass diese jeden Moment zusammenstürzen. Meterlange Risse ziehen sich durch die Fassaden und manche Balken schrägen sich außerhalb des Wasserwagenspektrums. Schlemmen kann man herrlich, hier wird Georgien schon in der Hauptstadt allen Erwartungen gerecht. Ob Traubenschnaps oder Ei-Käse-Brotboote - alles lässt sich ziemlich günstig, ziemlich einfach genießen.
Hervorgehoben werden sollen die U-Bahn, die mit ohrenbetäubendem Lärm durch den tiefen Untergrund schießt, der große Basar, wo man nichts nicht findet, die verwinkelte, an Hügel und Stein gebaute Altstadt und die netten Weinbars, die für wenig Geld komplexen georgischen Rotwein ausschenken. Am Abend schauten wir von einem Hügel auf die Stadt im Tal und tranken bei lauer Abendluft Dosenbier, während dutzende Katzen um uns herumlungerten. Diese sind wirklich überall und werden sowohl von Anwohnern als auch von Touris umfangreich gefüttert. Straßenhunde gibt es übrigens auch einige, die sind bis auf ganz wenige Ausnahmen aber sehr zuvorkommend und zurückhaltend.
Zu viel Zeit wollten wir im netten Tiflis aber nicht verbringen und wir holten an Tag drei nach unserer Anreise unser Mietauto ab. Das 20 Jahre alte SUV ist zwar in Teilen etwas schwach auf der Brust, lässt sich aber gemütlich fahren und verspricht mit Vierradantrieb auch außerhalb befestigter Straßen ein Vorankommen. Hierauf mussten wir heute noch nicht zurückkommen, wir fuhren lediglich die halbe Distanz bis zu den Bergen und das zumeist auf mehr oder weniger befestigten Straßen. Einzig die Kühe, die plötzlich mitten auf der ansonsten gut ausgebauten Autobahn zwischen Tiflis und Kutaissi auftauchten, sorgten für besondere Spannung. Bevor wir unser Dreierzimmer im Hostel bezogen, besuchten wir noch sogenannte "lost places" in Tskaltubo, einer sowjetischen Ressort-Stadt, in der riesige Sanatorien verschiedener Berufsgruppen der UDSSR verfallen. Schon lange vor uns versuchten Leute sich in Georgien zu entspannen...
Morgen soll es, sofern es passt, in die Berge gehen, um Naturerfahrungen zu sammeln und der elendigen Hitze zu entfliehen, die durchweg zum Durchschwitzen von Kleidungsstücken aller Art führt.
Bis dahin,
Sinja, Arne und Conrad
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