Nach einer langen Phase des ortsgebundenen Studierens wurden die Rufe der weiten Welt immer lauter und wir wollten uns diesen nicht länger verwehren. Kurzum, eine neue Reise sollte angetreten werden, dieses Mal mit dem Blick auf den Südosten Europas, nämlich die westliche Balkanhalbinsel.
Doch wie so häufig beim Reisen sollte (zumindest bislang) nicht der Aufenthalt in fremden Ländern selbst zum Problem werden, sondern die Anreise dorthin. Mit schwerem Marschgepäck an der Hand warteten wir auf den Fernbus in Dresden, der uns innerhalb von windigen 20 Stunden nach Sarajevo, Bosnien und Herzegowina (BiH) bringen sollte. Leider war jedoch die Haltestelle um 200m umgelegt, wir jedoch nicht umgebucht worden. Das führte nun dazu, dass uns der Busfahrer nicht auf dem Schirm hatte und einfach in der prallen Sonne stehen ließ. Dem kulanten Flixbus-Mitarbeiter blieb sodann nichts anderes übrig, als uns eine neue Verbindung für den nächsten Tag anzubieten.
Diese traten wir sodann auch deutlich erfolgreicher an und wir erreichten, nach 23 Stunden Fahrt, einer Polizeikontrolle des Busses und einem dreistündigen Aufenthalt im regnerisch-ausgestorbenen Maribor, pünktlich um 8 Uhr morgens unser Ziel Sarajevo.
Von der Hauptstadt BiHs kann berichtet werden, dass es (zumindest im Zentrum) deutlich touristischer aufgestellt ist als vielleicht von so manch einem angenommen. Die historische(re) Altstadt ist umfangreich gespickt mit Restaurants, Shops und Eisdielen für das diverse Tourismuspublikum; neben Westeuropäern aus unterschiedlichen Ländern, tummeln sich auch viele Türken und Besucher von der arabischen Halbinsel in den engen Straßen zwischen Börek- und Cevapi-Buden. Entsprechend zeichnet das Straßenbild ein weites Spektrum zwischen Hotpants und Niqab. Für inhaltliche Abwechslung sorgen deprimierende Museen über den Bosnienkrieg und insbesondere dessen menschliche Grausamkeiten. Kulinarisch war unser Aufenthalt bisher noch keine Offenbarung, die traditionellen (Touri-)Gerichte sind sehr fleischlastig und Cevapcici scheinen das zu sein, was der Döner den Deutschen - ein Snack, den man auch bei 35 Grad und praller Mittagssonne zu sich nehmen kann.
Da man die Altstadt innerhalb eines Tages locker abschließend abbummeln kann, suchten wir uns für unseren zweiten Aufenthaltstag bereits eine Abwechslung und bewanderten die netten Hügel, von denen aus Sarajevo 1425 Tage eingekesselt war und unaufhaltsam beschossen wurde. Dank reichlichen Regens waren diese außerordentlich grün und wir hatten schöne Feld- und Wiesenerfahrungen. Die meiste Zeit unseres mehrstündigen Spaziergangs über Stock und Stein begleitete uns ein großer, aber sehr freundlicher Hund, den wir glücklicherweise auf dem Rückweg an seinem Heimatplatz abschütteln konnten.
Abends ausgehen kann man in Sarajevo gut, bislang kosteten wir jedoch nur das günstige lokale Bier, da Zutaten für Cocktails in der besuchten Bar nicht vorrätig waren. Zu späteren Stunden sind dann auch die Temperaturen einigermaßen aushaltbar, während einen tagsüber die Sonne bei den bereits angesprochenen 35 Grad grillt.
Doch genug der insgesamt mittelmäßigen Stadterfahrung, uns ruft das Hinterland! Also machten wir uns am heutigen Tage auf nach Trnovo, um von dort in die Berge zu wandern. Grundsolide brachten uns klapprige Straßenbahnen und Busse zum begehrten Zielort und wir starteten unsere erste Wanderung.
Von dieser soll im nächsten Blog erzählt werden, vorab nur so viel: Anstatt eines Zeltes nahmen wir aus Gewichtsgründen nur eine Wanderplane mit und bauten uns ein improvisiertes Shelter, unter dem wir gerade gemütlich am Rande eines sehr pitoresken Sees liegen. Mehr dazu im nächsten Beitrag.
Liebe Grüße vom Balkan,
Conrad und Sinja
Kommentare
Kommentar veröffentlichen