Wie im letzten Blog angeteasert, soll in diesem Beitrag von unserem Aufenthalt in Foca berichtet werden, also der Kleinstadt, in die uns ein rasanter Allianzvertreter aus Würzburg in seinem schicken Audi mitnahm. Dieser bereiste als Halbkroate den Balkan und fand so ziemlich alle seine Erlebnisse einfach geil. Besonders von den Wildpferden in Bosnien war er außerordentlich angetan und berichtete uns von seinen vielen weiteren Fotoprojekten.
Nun gut, nach etwa einer Stunde kurviger Fahrt durch lange Täler und dunkle Tunnel erreichten wir die besagte Kleinstadt, die uns auf dem Weg nach Montenegro als solider Zwischenstopp erschien. Denn nicht nur wollten wir uns ein wenig ausruhen und Seele sowie schwere Wanderbeine baumeln lassen, wir waren auch interessiert daran, das bosnische (in diesem Fall eher serbische) Kleinstadtleben kennenzulernen. Eine Unterkunft war in Windeseile über booking.com gebucht und wir erhielten im Gegenzug für 20 magere Euro die Nacht ein Apartment mit Küche und modernem Bad.
Bei unserem ersten Schlendern durch Foca waren wir sodann etwas überrumpelt, denn nicht nur war die 19.000 Einwohner Stadt am Sonntagnachmittag wie ausgestorben, auch wurde um die gefühlte Zugehörigkeit zu Serbien keinerlei Hehl gemacht. Beinahe jedes Gebäude zierten serbische Flaggen und an zumindest einem der grauen Häuser war ein großes Plakat, welches den verurteilten Kriegsverbrecher Ratko Mladic zeigte, angebracht. Nachdem wir vor wenigen Tagen noch von dessen Gräueltaten im Genozidmuseum unterricht worden waren, erschien uns dessen Lobpreisung doch etwas sehr schräg.
Zum Abend hin erwachte sodann das nicht allzu hübsche kleine Örtchen und wir konnten ein sehr günstiges Bier auf einer gut besuchten Terrasse genießen und dem Treiben vieler junger Paare mit Kinderwagen zuschauen. Trotz der relativen Kleine und sicherlich nicht hervorragenden wirtschaftlichen Situation erschien uns unser Ort des Zwischenhalts durchaus sehr belebt und recht jung. Am nächsten Tag setzten wir unseren Plan des Entspannens umfangreich in die Tat um und schlenderten gemütlich entspannt durch die heißen Gassen. Dabei kamen wir am örtlichen Museum vorbei, das zwar kostenlos, jedoch leider mit sehr wenigen englischen Erklärungen ausgestattet war, sodass wir die Kritik am Nato-Bombardement und bosnischen Angriffen während des Krieges nur erahnen konnten. Auf jeden Fall wurde umfangreich den gefallenen Kämpfern gedacht und eine Vielzahl an serbischen Flaggen ausgestellt. Die restliche Zeit chillten wir im Café Mozart, wo es zu günstigsten Preisen große Tortenstücke und Bayrische Biere zu genießen gab.
Entsprechend außerordentlich entspannt konnten wir uns sodann am nächsten Morgen zum Busbahnhof begeben, wo wir uns bereits am Vortrag ein Ticket nach Pluzine, Montenegro, gebucht hatten. Leider verflog nach Besteigen des Busses unsere hart erarbeitete Entspannung relativ schnell wieder, denn wir mussten im kleinen Bus chinesischer Bauart, der zwischen Sarajevo und Podgorica verkehrt, in der hintersten Reihe, eingequetscht zwischen unseren Rucksäcken und einem turtelnden Pärchen, Platz nehmen. Da die Fahrt durch hübsche Täler sehr kurvig war und sich der altersschwache Bus sehr schaukelig durch die Kehrtwenden bewegte, mussten wir uns doch sehr konzentrieren, kein Unglück entstehen zu lassen. Der Grenzübertritt nach etwa der Hälfte der Fahrt erfolgte über eine abenteuerliche Holzbrücke viele Meter über dem Fluss, der sich durch das tiefe Tal schlängelte und mit einigem Glück mussten wir weder bei Aus- noch bei Einreise lange warten. Aufgrund der schaukeligen Busfahrt erreichten wir unser Ziel Pluzine dann wieder etwas fertig und wir mussten uns erst mit frischen Kaltgetränken stärken, bevor wir uns auf unseren beschwerlichen Weg zum ausgesuchten Zeltplatz machen konnten. Dieser war aufgrund der prallen Sonne und heißer Temperaturen nicht besonders angenehm und wir mussten eine Stunde laufen, bis uns endlich drei Britinnen in ihrem Kleinwagen zum gewünschten Ziel mitnehmen konnten. Der Zeltplatz wiederum war klein und sehr nett, doch von unseren ersten Naturerlebnissen soll erst im nächsten Blog berichtet werden. Nur soviel: es wird nass.
Bis dahin,
Conrad und Sinja
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