Schneegestöber


Um unchristliche 5:30 Uhr weckte uns der Weckton des Mobiltelefons und beläutete mit seiner redundanten Melodie einen neuen Reisetag, der uns von Mersin nach Osmaniye bringen sollte. Aufgrund einiger Snoozes mussten wir im Anschluss an das frühe Aufstehen leider zum Bahnhof joggen, um unseren Zug nicht zu verpassen. Nach einem Zwischenhalt in Adana, wo wir die Lahmacun-Überreste unseres Abendessens als Frühstück vernaschten, fuhren wir weiter zum anvisierten Zielort. Zugfahren in der Türkei ist übrigens absurd günstig. Für unsere etwa dreistündige Fahrt zahlten wir gerade einmal 2 € pP. Trotz des geringen Entgeltes wurde auch nicht an Heizkosten gespart, in den Waggons war es brüllend heiß und wir konnten uns einiger Kleidungsstücke entledigen.
In Osmaniye suchten wir ein Hotel, und da wir keine Lust auf eine sehr schlecht bewertete Unterkunft hatten, buchten wir uns für luxuriöse 17 € ein Ballsaal großes Dreibettzimmer mit schickem Bad. Bei unserer anschließenden Tour durch die 280.000 Einwohner-Stadt war uns etwas langweilig, schließlich waren wir bisher nur mondäne Millionenstädte gewohnt. Für etwas Ablenkung sorgte ein Ausflug zu den Ausgrabungen einer antiken Stadt, die in schöne Landschaft gebettet waren. Auf dem Hinweg fuhren wir mit dem Bus, auf dem Rückweg trampten wir ohne Probleme und wurden dazu noch von einem unserer Fahrer zum Grillspießessen eingeladen. Auch bei dieser Reise profitierten wir von der Hilfsbereitschaft der türkischen Bevölkerung, die uns zum passenden Bus führte und während des Wartens auf die Abfahrt zum Tee einlud.
Am nächsten Tag begaben wir uns auf Wanderschaft, eigentlich mit dem Plan, auf dem Weg irgendwo unterzukommen. Doch die sehr schöne Wanderung führte durch kniehohen Schnee, der unsere Füße trotz wasserdichter Schuhe tränkte und endete mit einem Aufgriff durch türkische Soldaten, da wir uns bei unseren Wandermanövern unbemerkt in ein Militärgebiet begeben hatten. Die Kampfmänner waren jedoch sehr freundlich und rieten uns, zurück nach Osmaniye zu gehen, da unser eigentliches Zwischenziel unerreichbar und das Wetter langsam außerordentlich kühl war. Glücklicherweise stießen wir nach 30 Minuten des Laufens mit kalten Füßen auf ein paar Herren mit Auto, die uns in ihrem klapprigen Auto mit nach Osmaniye nahmen. Hier sei angemerkt, dass Trampen in der Türkei außerordentlich gut funktioniert, meistens gleich das erste Fahrzeug anhält und uns dann noch zu unserem beliebigen Ziel fährt, ungeachtet des Fahrerziels.

Nach einer wohltuenden Nacht machten wir uns erneut auf Wanderschaft, diesmal ohne schweres Gepäck, ganz entspannt nur mit Brot, Wasser und Oliven bepackt. Innerhalb von drei Stunden tauschten wir das angenehm temperierte Flachland gegen steinige Pfade an der Schneegrenze und freuten uns über der den tollen Blick ins Tal, der gleichzeitig Schnee, Wald, Strand und Meer offenbarte. Wirklich schön. Zu faul zum Laufen, trampten wir wieder zurück ins Tal, um uns dort kulinarisch verwöhnen zu lassen. In einem kleinen Imbiss snackten wir getoastetes Brot mit Suçuk (türkischer Knoblauchwurst) und schnackten mit dem Eigentümer des Ladens, der sich selbst Englisch beigebracht hatte und dies erstaunlich souverän sprechen konnte.
Spontan entschieden wir uns, Osmaniye zu verlassen und wieder einmal eine Millionenstadt zu besuchen. Also begaben wir uns zum Busbahnhof, um uns dort ein günstiges Ticket nach Gaziantep zu erfeilschen. Fünf Minuten vor Abfahrt erstanden wir die ersehnten Tickets für weniger als 5€ pP und setzten uns in den bequemen Bus. Dieser bietet alle Annehmlichkeiten bis hin zu ordentlichem W-lan, allerdings liegt der Busbegleiter in der letzten Sitzreihe und raucht Zigaretten, was ein gewissen Maß an Unannehmlichkeit mit sich bringt. Aus Gaziantep berichten wir dann im nächsten Blog.











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