Um die treuen Leserinnen und Leser nicht zu langweilen, ließ dieser Eintrag etwas auf sich warten, denn wir erlebten in den letzten Tagen wiederholt vergleichbar Erlebtes. Nichtsdestotrotz sollen die wichtigsten Erlebnisse mitgeteilt werden und darüberhinaus allgemeine Überlegungen zum Reisen in der Türkei geteilt werden.
Nachdem uns der WLAN-Fernbus eines türkischen Busunternehmens nach Gaziantep gebracht hatte, machten wir uns dort inmitten der dunklen, kalten Nacht auf die Suche nach einem Hotel. Dieses fanden wir direkt im Zentrum und erhandelten uns dort einen angemessenen Preis für zwei Nächte. Die anderthalb Tage verbrachten wir wetterbedingt mit dem Herumlungern in Museen, Cafés und Restaurants, obwohl die Altstadt von Gaziantep wirklich einiges hermacht und die engen Gassen zum langsamen Schlendern einladen. Auch die Blicke von erhöhten Punkten auf die hügelige eng bebaute Millionenstadt sind jedem und jeder zu empfehlen. Sinja lernte im Türkischen Bad zwei aufgedrehte Türkinnen kennen, mit denen wir Kaffee tranken und Kebab aßen. Trotz ihrer aufgedrehten Art und ihres direkten Auftretens lebten sie hintergründig in patriarchalischen Beziehungen und konservativen Familienverhältnissen, was uns etwas nachdenklich hinterließ.
Da wir durch die ganzen Stadtgeschichten stadtmüde geworden waren, entschieden wir uns für weitere Wanderungen im Umland Adanas. Diese führten uns durch wirklich schöne Landschaft mit tollen Ausblicken. Unterbrochen wurden unsere Gehversuche durch vielfältige Einladungen zu Tee und Speisen, sodass wir kaum auf unsere mitgebrachten Leckereien zurückgreifen mussten. Zelten mussten wir darüber hinaus auch nicht, denn wir schliefen einmal in dem Wochenendhaus eines Polizisten, ein andermal in dem Ferienhaus eines Bekannten des Dorfbürgermeisters, der herangerufen wurde, als wir lokale Bürger nach einem guten Platz zum Zelten fragten. Verpflegt wurden wir selbstverständlich auch umfangreichst und wir lebten als Deutsche in der Türkei wie sonst nur Götter in Frankreich.
Am Ende unseres Wanderausflugs trampten wir mit einem netten jungen Herrn nach Kozan, wo uns von ihm und seinem Arbeitskollegen sehr nett beim Suchen eines Hotels geholfen wurde. Glücklicherweise ließen wir uns von Ihnen durch die ganze Stadt chauffieren, denn nun residieren wir in einem tollen Zimmer im altertümlichen Herrenhaus mit Frühstück, etc. - für schmale 12,50 € pro Nacht. Damit wir nicht allzu faul werden bei dem erschwinglichen Luxus, möchten wir morgen ein letztes Mal das Wanderbein schwingen und uns im nahen Nationalpark die trainierten Beine vertreten.
Nun noch zum im Titel angeteaserten Teil des Blogeintrags. Allgemein soll vorangestellt werden, dass die Türkei ein wunderbares Reiseland darstellt, das einen Besuch hundertprozentig wert ist. Allzu nett sind die Leute, die einem hilfbereit unter die hilflosen Arme greifen, Transporte organisieren und hilfreiche Tipps geben. Sicherlich auch bedingt durch unser schludriges Aussehen, wurden wir selten - und dann auch nur leicht - übers Ohr gehauen und wir fühlten uns immer ernstgenommen und respektiert. Reisen ohne Auto ist gut möglich, überallhin fahren Busse und Züge, außerhalb von Städten wird man sofort im Auto mitgenommen, wenn man sich hilfesuchend an den Straßenrand stellt (und auch, wenn nicht). Allerdings birgt die Suche nach den korrekten Verkehrsmitteln gewisse Schwierigkeiten. Google Maps versagt beim öffentlichen Nah- und Fernverkehr konsequent auf ganzer Linie und auch andere Apps kommen schnell an ihre Grenzen. Man muss also Locals fragen, was aufgrund erheblicher Kommunikationsschwierigkeiten nicht immer leicht zu bewerkstelligen ist. Es lohnt sich also ein internetfähiges Telefon dabei zu haben, mit dem man sich verständigen kann. Diese Art der Kommunikation sorgte im Laufe unserer Reise für geölte Konversationen zwischen uns und der türkischen Bevölkerung, wo sonst Stille geherrscht hätte. Sympathiepunkte brachte jedoch auch sicherlich ein, dass wir am Ende unseres Aufenthalts die wichtigsten Wörter halbwegs aussprechen konnten. Soll heißen, dass wir ohne Probleme: "Nein, danke", "genug" und "kein Zucker" verständlich machen konnten. Die Landschaft ist überdies sehr ansehnlich, wobei wir hier nur einen winzigen Ausschnitt bewerten können. Die richtig hohen Berge sind sicherlich noch einmal beeindruckender, waren für uns jedoch ein wenig zu kalt im kühlen März.
Das soll's mit diesem Post gewesen sein, die Bilder zeigen Antep, die Hügel Adanas und Eindrücke aus Kozan.
Liebe Grüße
Conrad
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