Der nördliche Norden Pakistans - Wanderlust und Trampen im Himalaya


Nachdem wir die etwas wilde Fahrt in die Berge hinter uns hatten und in Gilgit angekommen waren, machten wir es uns dort im kleinen Hotel gemütlich. Ganz knapp vor Beginn der Reisesaison wagten wir uns ins Himalaya und wurden mit Spottpreisen in den Unterkünften belohnt. Statt 40 € zahlten wir lediglich 5 € pro Nacht und Doppelzimmer und konnten unser Zelt während der anstrengenden Aufstiege getrost in der Herberge lassen. In Gilgit stiegen wir zwei beeindruckende Täler empor und wurden auf dem Rückweg von einer netten pakistanischen Familie auf Tee, Abendessen sowie das Schießen einer Kalaschnikov eingeladen. Was man in Pakistan eben so macht. Im letzten Blog bereits beachrieben, muss auch hier noch einmal wiederholt werden, dass die Menschen in Gilgit und Hunza sehr sehr freundlich, hilfreich und respektvoll sind. Man sieht Frauen ganz ohne oder nur leicht mit Kopftuch bekleidet durch die Gegend laufend, wenn auch nicht in den Restaurants und Cafés sitzend und wir fühlten uns pudelwohl und sicher. Daher rührte wohl auch unsere Lust, mal wieder das Trampen zu versuchen und unsere Versuche wurden, ähnlich wie im Libanon, gebührend belohnt. Wir hitchhikten gemütlich den ganzen Karakom-Highway entlang, im Auto mit einer sechsköpfigen Familie, auf der öligen Ladefläche eines Pick-ups oder im Führerhäuschen eines LKWs. Wir durchfuhren auf Ladeflächen nicht beleuchtete Tunnel, in denen fleißig unter miserabelsten Umständen gebohrt und gebaut wurde und wir verließen die Röhre staubbedeckt und geschockt von dem Nichtvorhandensein irgendwelcher Sicherheitsvorkehrungen für Arbeiter oder Verkehr. Bis an die chinesische Grenze brachte uns eine pakistanische Reisegruppe, die sich recht schnell als einzelne Familie herausstellte, die mit einem Reisebus den Norden besuchte. Die Aussicht war beeindruckend und die Luft auf 4700 m recht dünn und kühl, sodass wir nur einmal einen Fuß über die Grenze auf chinesisches Territorium setzten und uns schnell wieder in den warmen Bus begaben. Ansonsten verliefen unsere Tage recht ähnlich und nach einem stärkenden Frühstück aus Teigfladen, Ei und Milchtee begaben wir uns auf zu unsicheren Hängebrücken und hohen Gipfeln, um dort fleißig das Wanderbein zu schwingen. Belohnt wurden wir durch tolle Aussichten und den Duft der hunderten, frisch duftend blühenden Aprikosenbäume. Besonders nach den stinkenden und verstopften Millionenstädten konnte man die frischen Brisen und klaren Bergbäche nur genießen. Auch begegneten wir auf unseren Herumwandereien kaum einer Menschenseele und grüßten lediglich ein paar einsame Hirten, die ihre Ziegen in die entlegensten Winkel der Berge trieben. Beliebtester Snack für Zwischendurch waren die Unmengen an lokalem Honig, die wir erstanden und ebenso schnell während unserer kurzen Pausen verputzten. Auch Mandeln und Walnüsse aus den Gärten netter, uns beschenkender, Familien wanderten in unseren Magen. Nichtsdestotrotz setzt so langsam einige Essmüdigkeit was pakistanisches Essen betrifft ein und wir sehnen uns etwas nach europäischen Geschmacken. Auch haben wir bereits Alpträume von generösen Pakistanern, die uns immer mehr Essen und Tee aufzwingen, die Gegend zeigen wollen oder uns mit (leider unbrauchbarem) Krimskrams beschenken.
Wir sitzen nun schon seit drei Stunden im Bus (beschützt von mehreren Sicherheitskräften in zivil), der uns direkt nach Islamabad bringen soll. Wie viele Stunden das dauern wird, kann nur erahnt werden. Alle 20 Minuten hält unser Gefährt, um neue Leute, Pakete oder Motorräder aufzunehmen und wir zuckeln selbst auf der ordentlich geteerten Straße langsam und ruppig zugleich.

Hoffentlich in weniger als 25 Stunden das Ziel erreichend,
Conrad und Sinja



Ein kleiner Nachtrag:
Unsere Wünsche wurden selbstverständlich nicht erhört und unsere Busfahrt verlängerte sich durch Staus und größere Steinlawinen immens. Nun sitzen wir bereits 33 Stunden im zwischenzeitlich sehr stickigen und heißen Dieselbrummer und sind noch immer Stunden von Islamabad entfernt. Uns erscheint es utopisch, auf dem Karakom-Highway längere Strecken ganz ohne Störungen zurücklegen zu können. Insbesondere, weil Straßenrestaurants nur zu sehr von Störungen auf der Strecke profitieren und sich nicht nur ein Schelm Böses denken kann.
















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