Wir saufen ab - Reisen im Libanon



Bevor ich ein paar allgemeine Sachen zum Libanon erzähle, muss von unserer vorletzten Nacht berichtet werden. Diese verlief nämlich weit weniger entspannt als unsere erste Zeltübernachtung. Zwar wussten wir um den angesagten Regen, doch bauten unser Zelt relativ ungeschützt auf dem Dach auf einer kleiner Kirche fern von jeglicher Zivilisation auf. Wir speisten lecker und legten uns beruhigt zur Ruh. Doch relativ schnell wurden wir von einem stürmischen Gewitter überrascht, welches immer stärker wurde. Blitze zuckten und der Wind peitschte auf unsere Zeltplanen. Nach mehreren Rettungsversuchen drang Wasser in das Zelt, das Außenzelt löste sich und wir mussten evakuieren. In Unterhose packten wir unsere Sieben Sachen und rannten durch den Regenwind in ein leerstehendes Steinhaus, dass uns in unbequemer Weise Zuflucht für die Nacht bot. Wir schliefen zu zweit auf einem 50 Zentimeter breiten Holzgestell und wachten mehrmals die Nacht auf, um uns von Rückenschmerzen geplagt zu wenden. Das Foto spricht für sich. Trotz unbequemer Nacht wanderten wir fleißig und genossen Kaffee und Tee im kleinen Heim einer syrischen Flüchtlingsfamilie. Ansonsten sollte mittlerweile bekannt sein, dass wir viel trampen und uns sehr erfolgreich durch die Gegend schlagen.


Wenn man durch den Libanon reist, erfährt man relativ schnell die besonderen Eigenheiten des libanesischen Lebens. Im Versuch einer Verallgemeinerung kann man sagen, dass Libanesen nicht nur sehr freundlich und gastfreudig sind, sondern auch mit extremer Hilfsbereitschaft bei uns jungen Reisenden punkten können. Sobald man nur wenige Minuten am Straßenrand sitzt, wir man entweder im Libanon willkommen geheißen oder es wird gefragt, ob man Hilfe benötigt. Sollte dies der Fall sein, wird einem auch das Möglichste angeboten. Auch stoßen wir überall auf sehr interessierte Ohren, die wissen wollen, wie es sich in Deutschland lebt, wie wir den Libanon finden und wie wir durch die Gegend reisen. Eine weitere Eigenheit, die nicht zu übersehen ist, ist der Drang zum mehr Scheinen als Seien. Wer es sich leisten kann (oder auch nicht) lebt in riesigen Häusern, die aufgrund ihrer Größe nicht eingerichtet werden und leer stehen. Aber Hauptsache groß... Kühlschränke werden gern damit beworben, dass man "einen größeren nicht finden kann". Natürlich tragen große und viele Autos genauso zum Statuserhalt bei, sind gleichzeitig aber auch ganz nützlich, denn öffentlicher Personennah- und Fernverkehr ist kaum existent. Die Busse die vor allem in Beirut und an der Küste fahren, haben keine feste Route, geschweige denn geplante Abfahrtszeiten. Man muss die größeren Busse und halsbrecherisch fahrenden Minibusse vom Straßenrand aus anhalten und nach dem Ziel fragen. Die Kosten sind dafür recht human und wir legten so manche Strecke, um unser Leben fürchtend, in den rasenden Minibussen zurück. Das Essen ist lecker und erschwinglich, als Äquivalent zum deutschen Butterbrot gibt es mit Gemüse und Käse gefülltes, dünnes Fladenbrot. In dieses kann man auch hervorragend Falafel und Humus einrollen und wir schlemmten viele dieser Rollen. Die Süßigkeiten und Gebäcke sind abnormal süß und für den europäischen Gaumen kaum zu ertragen. Dafür ist der Kaffee sehr stark und wird immer nur in kleinen Tässchen serviert. Die Varianz bei warmen Speisen ist groß und wir konnten allerlei verschiedene Leckereien kosten. Die Geographie ist ebenso divers und man kann innerhalb von anderthalb Stunden vom Skifahren in den Bergen an den Strand nach Byblos cruisen und man hat oft einen fantastischen Blick auf Meer und schneebedeckte Bergspitzen gleichzeitig. Wandern kann man durchaus ganz gut und es gibt wirklich hübsche Pfade, leider sind die Libanesen nicht ganz so reinlich wie manch andere Völker und schmeißen viel ihres Mülls in die Gegend, der sich dann an Flüssen und Stränden sammelt. Zum Backpacken eignet sich der Libanon wirklich gut. Trampen ist wirklich super simpel und man findet beinah überall sofort freundliche Leute, die einen mitnehmen. Hostels gibt es wenige und diese sind so teuer, dass man wirklich lieber mit dem Zelt oder Couchsurfing Vorlieb nimmt. Das Leben im Libanon bringt so manche Schwierigkeiten mit sich und die Korruption ist allgegenwärtig. Jeder baut wo er will, auf Drängen der privaten Strombetreiber stellt der Staat nur die Hälfte des Tages Strom zur Verfügung, sodass man zwei separate Stromrechnungen zu begleichen hat und man merkt schnell, dass man am besten immer jemanden kennt, der jemanden kennt. Wohl auch etwas problematisch ist die Tabakpolitik im nahöstlichen Land. Eine Packung Zigaretten kostet weniger als einen Euro und wirklich überall sieht man Menschen Shisha rauchen. Selbst im tiefen Schnee ist die Reiseshisha zur Hand und jeder unserer männlichen Hosts war Kettenraucher. Wer also gerne günstig Rauchwaren konsumiert, ist im Libanon bestens aufgehoben. 





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