Trotz günstiger Preise ist das Fliegen mit Air Arabia als Europäer sehr angenehm. Die Beinfreiheit findet man auf keinem Lufthansa-Flug und bei Buchungen in Euro ist Wasser und Snack kostenlos dabei. So schmatzten wir zufrieden unser Sandwich, während die Pakistanis Geld bezahlen oder hungern mussten. Außer Sinja waren übrigens noch ganze zwei andere Frauen im ausgebuchten Flugzeug und wir stellten uns auf eine männerdominierte Reise ein. Mit der Einreise gab es keine Probleme, außer dass man meinen schönen Packsack zerreißen ließ und wir mit zerfledderter Schutzhülle in die Arme von Imran liefen, der uns trotzt normalen Arbeitstages um 03:00 Uhr vom Flughafen abholte. Leider hatte unser eigentlicher Host Abdul eine Nasen-OP hinter sich hinter sich und konnte uns nicht persönlich hosten. Man quartierte uns daher in ein nettes Guesthouse mit allen Annehmlichkeiten ein. Nach einer kurzen Nacht in diesem machten wir uns auf zu unserem ersten Stadtspaziergang in Pakistans größter Stadt. Über den Verkehr lässt sich eigentlich nur folgendes sagen: es ist die pure Hölle. Ganz ähnlich wie in Indien rasen Millionen Autos, Rikschas und Motorräder durcheinander und transportieren viel zu viele Personen oder Sachen. Die "Luft" ist abstoßend gefüllt von Abgasen, Rauch und Staub. Das Flanieren ist daher durchaus etwas anstrengend und wir waren froh, als wir im klimatisierten Raum des Handyanbieters unsere SIM-Karte erstehen konnten. Unser Mittagessen konnten wir beide nicht ganz gut genießen, denn kurz nach dem ersten Bissen übergab sich Sinja dezent vor unserem ausgesuchten Restaurant. Dabei war das Reis/Hühnchen-Gericht zwar etwas scharf, doch sehr lecker und für 60 cent auch sehr erschwinglich. Wir packten den Rest des Essens ein und gingen unseres Weges. Am späten Nachmittag trafen wir uns mit unseren neuen Freunden und verlebten einen netten Abend im Smog. Am verdreckten Strand schauten wir Pakistanis beim Essen, Kamelreiten, Buggyfahren und Baden zu und wurden von einem netten Herren wild begrüßt. Er schätzte Deutschland sehr, denn im Gegensatz zu Großbritannien und der USA würde dort noch Sozialismus herrschen und er war sich sicher, dass alle Probleme der Welt gelöst werden würden, wenn die Welt einheitlich muslimisch wäre. Der Zeitpunkt zum Abschiednehmen war gekommen und wir fuhren im tosenden Verkehr zum Abendessen. Es gab leckerste Brotfladen mit Hühnchengerichten und ich langte ordentlich zu. Sinja war noch etwas essfaul und musste beim späteren Tee mehrmals ihren Genuss bekräftigen. Müde fielen wir ins große Bett und machten uns am nächsten Tag auf zum Sightseeing in der 20 Millionen Einwohner Metropole. Wir besuchten das große Grabmahl des Staatsgründers Jinnah und bestaunten alte Märkte, in denen es Kuhzungen, Kuhfüße und alle anderen Leckereien zu erstehen gab. Mit dem Bus ging es weiter zur Shoppingstreet und wir genossen die Fahrt im engen Gefährt sehr. Selten in unserem Leben sahen wir solch kitschig bunt verzierte Gegenstände wie die pakistanischen Busse von innen und außen. Nach einer kurzen Ruhepause im herrschaftlichen Zimmer trafen wir uns wieder mit Imran, der uns in die Räumlichkeiten einen progressiven Projekts lockte, in dem liberale Personen (aus wohlhabenderen Familien) einen Ort zum Denken, Ausruhen und Diskutieren haben. Ansonsten ist es nämlich sehr schwierig in Pakistan, Örtlichkeiten zu finden, in denen man ungestört die Rolle von Mann und Frau diskutieren kann. Nach dem letzten Frauenmarsch am internationalen Frauentag wurden die Veranstaltenden und Teilnehmenden von Hass und Morddrohungen überzogen und wohl nur ein sehr kleiner Bruchteil der pakistanischen Bevölkerung ist gewillt, sich für progressive Werte einzusetzen. Nach diesen interessanten Einblicken fuhren wir ruppig zum Abendessen. Es gab wieder Brotfladen mit Fleisch, doch leider war diesmal mein Magen nicht ganz auf die leckeren Speise vorbereitet und es grummelte anschließend sehr bedrohlich in meiner Bauchgegend. Darüber konnte ich mir jedoch vorerst keine Gedanken machen, denn wir besuchten die Holi-Festlichkeiten der Hinduminderheit. Mit viel Farbe und lauter Musik brachten sich die Feiernden in ekstaseähnliche Zustände und verschonten auch uns nicht mit dem bunten Pulver. Als das ganze dann etwas zu wild wurde, tauchten wir schnell ab und düsten mit dem Auto zu unserem eigentlichen Host, der im Teecafé auf uns wartete. Da der Ausschank und Verkauf von Alkohol an muslimische Pakistanis verboten ist, trifft man sich nicht auf ein leckeres Bier, sondern auf Chai oder Grünen Tee. Leider revoltierte mein Magen so gegen das üppige Abendessen, dass wir die gemütliche Runde vorzeitig verlassen mussten und ich schon im Auto die Speisen ein zweites Mal zu Gesicht bekam. Die Nacht verlief dementsprechend und etwas müde packten wir am Morgen unsere Rucksäcke. Mit der Rikscha ging es flott zum Minibus, der uns nach Hyderabad bringen sollte. Eingepfercht zwischen 19 anderen Mitfahrenden, schauten wir auf die wüstenartige Umgebung, die viel bemalten LKW und halsbrecherischen Manöver der anderen Straßenteilnehmer. Nun sitzen wir im Heim unseres nächsten Hosts, der uns eine mehrräumige Wohnung zur Verfügung stellt und uns sogleich mit Speis und Trank empfing. Bis jetzt ist zu sagen, dass es uns durchaus sehr gut geht im schönen Pakistan, die Leute sehr nett sind und wir uns mit Hand, Fuß und manchmal auch ganz gutem Englisch passable verständigen können.
Bis bald und liebe Grüße aus dem nicht weniger staubigen Hyderabad,
Conrad und Sinja
Conrad und Sinja
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