Auch unsere letzten Tage im aufregenden Armenien verliefen überaus erlebnisreich und sind eines Blogeintrages mit Sicherheit würdig. Nach unserer Nacht bei der aufgedrehten Lussia stellten wir mit Freude fest, unser Augenlicht nicht an den selbstgebrannten Wodka verloren zu haben und auch sonst schien ein wunderbarer Tag angebrochen zu sein. Wir blieben uns auch an diesem sonnigen Morgen treu und frühstückten sehr zuckerhaltig und snickerslastig. Gut gestärkt begaben wir uns mit Sack und Pack auf zu unserer letzten Wanderung. Als wir zum Startpunkt der Laufreise kamen, beschlossen wir schnell, nicht dem vorgeschlagenen Weg zu folgen, sondern auf der anderen Flussseite dem aufregend erscheinenden Pfädchen zu folgen, das so ziemlich in die gleiche Richtung führte. Vorerst war diese Entscheidung auch eine Gute und wir kletterten am Bächlein aufregend auf und ab. Doch nach nicht allzu langer Zeit wurde der Pfad immer abenteuerlicher und man musste viel Konzentration aufbringen, um ihm folgen zu können. Schon bei der ersten abenteuerlichen Flussüberquerung passierte dann das kleine Unglück und ich rutschte auf den nassen Steinen aus und versenkte meinen bis dahin recht trockenen Wanderfuß komplett im rauschenden Wasser. Mit nassem Fuß kamen wir langsam voran, bis der Pfad plötzlich komplett endete und ein Vorankommen am Ufer nicht mehr möglich war. Wir entschlossen uns gegen eine langweilig und langwierig erscheinende Rückkehr und versuchten nun, flussaufwärts zu waten um irgendwann doch auf den eigentlichen Weg zu gelangen. Dieses Unterfangen stellte sich schnell als recht anstrengend und aufgrund auftauchender Wasserfälle als durchaus unmöglich heraus. Wir wateten in eine Sackgasse. Gerade als wir überlegten, wie wir nun fortfahren sollten, vernahm ich auf dem Kliff über uns eine Stimme. Man hatte uns einen Engel in Gestalt eines jungen Armeniers in Armeeklamotten gesandt, der mit viel Mühe nicht nur unsere schweren Rucksäcke, sondern auch uns die, sonst nicht erreichbaren, Felswände hochzog. Das alles war nicht ganz ungefährlich, denn uns brausten die schweren Gesteinsbrocken nur so entgegen und man kann wirklich von Zufall sprechen, dass bei dieser waghalsigen Kletteraktion niemand ernsthaft verletzt wurde. Auf den kleinen Schock mehrerer Beinahe-Abstürze tranken wir mit unserem Retter erst einmal einen Beruhigungswodka, bevor dieser uns entlang des Baches durch dickes Dickicht zum eigentlichen Wanderweg brachte. Dank hervorragender südafrikanischer Wollwandersocken konnten wir die Reise trotz klitschnasser Füße fortsetzen und wanderten den restlichen Tag bis wir am frühen Abend auf eine Gruppe von vier Armeniern trafen, die sich zum gemütlichen Picknick niedergelassen hatten. Uns blieb keine andere Wahl, als ihre Einladung anzunehmen. Das gemütliche Picknick stellte sich als handfestes Saufgelage alter Schulfreunde hinaus und wir können von Glück sprechen, dass wir als göttinger Studenten dem Alkohol nicht ganz abgeneigt sind. Glas um Glas wurde mit unseren neuen Freunden geleert und die Stimmung wurde immer heiterer. Nach einiger Zeit stießen noch ein paar andere Freunde dazu, die einen ordentlichen Nachschub an Getränken lieferten. Pro Person (inkl. uns) und Abend war mindestens eine Flasche Schnaps eingeplant und bei uns glühten bereits alle Nervenbahnen. Nach übermäßigem Alkoholkonsum wurde noch zu russischer Diskomusik getanzt, die in ohrenbetäubender Lautstärke aus dem Lada hallte. So schnell wir in das Schlamassel gerieten, so schnell war es auch wieder vorüber. Es war mittlerweile dunkel geworden und plötzlich packten unsere Trinkkumpanen relativ fix ihre sieben Sachen. Wir mussten nun mit einer ordentlichen Alkholisierung und sehr wenig Licht unser Zelt aufbauen und schafften dies erstaunlich gut. Ich weiß nicht, ob man sich darüber freuen oder Sorgen machen sollte.
Am nächsten Morgen ging es uns hervorragend und wir galoppierten das restliche Stück Richtung Schatin. Von dort wollten wir relativ gemütlich nach Jerewan trampen. Unser erster Fahrer heizte wie ein Irrer über die mittelmäßigen Straßen Armeniens und überholte mit einem Tempo die langsam fahrenden Ladas, dass einem nur blass um die Nase werden konnte. Nun wissen wir, dass man auch auf armenischen Landstraßen 180 fahren kann und dies mit ein wenig Glück auch überlebt. Unser zweiter Wohltäter hatte einen solchen langsam fahrenden Lada. Nämlich einen uralten, bei dem man im Fahrgastraum sitzend, nicht nur die Straße unter sich, sondern auch dutzende heraushängende Kabel bewundern konnte. Der Fahrer selbst war Polizist und wir amüsierten uns köstlich, als dieser eine andere Route einschlug und wir ein paar Minuten später in ein Mafiaauto erster Güte einstiegen. Zwar versicherte uns unser dritter Fahrer, nicht zur Mafia zu gehören, der schwarze Mercedes mit dunklen, lila Scheiben, seinen Tattoos und seinem Mitfahrer nach, nahmen wir ihm dies jedoch nicht ganz ab. Der Mafioso war sehr nett und lud uns zum Mittagessen am Straßenrand ein. Nicht ganz so nett war, dass er uns mit freundlicher, aber ordentlicher Bestimmtheit dazu überredete, seinen hausgemachten Wodka zu probieren. Lockere 72% Alkohol hatte das üble Wässerchen und uns drehte es schon nach dem ersten Glas den Magen um. Zwei weitere mussten daraufhin zur Bestätigung unserer Freundschaft folgen und wir waren, mal wieder, angeschwipst. Irgendwo in Jerewan ließ uns der feine Herr dann in die Freiheit und wir machten uns auf zu unserem Host für die Nacht. Einem Apotheker, der mit seinem Job scheinbar viel Geld macht, denn wir wurden in einem Zimmer, innerhalb einer riesigen Villa untergebracht, die uns nach unseren Zeltnächten wie ein Königspalast vorkam. So viel waren wir jedoch gar nicht daheim, wir erkundeten noch ein wenig weiter Jerewan und besuchten das herausgeputzte Genozidmuseum und ein paar Restaurants, in denen ich die Reisepause meines Vegetarierdaseins zelebrierte. Nach einem anstrengenden Tag mit viel Eis und langen Fußwegen in der überfüllten Hauptstadt machten wir uns zu Fuß auf zum Flughafen. Eine Übernachtung hätte sich aufgrund der Flugzeit nicht gelohnt, dennoch mussten wir uns mal wieder die ganze Nacht um die Ohren schlagen. Und wo geht das besser, als auf der Straße von der Stadt zum Flughafen, mit einem Eis in der Hand und etwas Musik auf den Ohren. Ganz zur Freude der etwas alkoholisierten Armenier, die gelegentlich aus den Nachtclubs torkelten und uns freundlich zukrakeelten. Nun sitzen wir müde am Airport und versuchen die Zeit bis zum Airoflotflug totzuschlagen und freuen uns auf das auch sehr schöne Deutschland, in dem wir wohl erstmal einen Entzug machen sollten.
Liebe Grüße mit Kaviar auf dem Brot,
Conrad und Franzi
Am nächsten Morgen ging es uns hervorragend und wir galoppierten das restliche Stück Richtung Schatin. Von dort wollten wir relativ gemütlich nach Jerewan trampen. Unser erster Fahrer heizte wie ein Irrer über die mittelmäßigen Straßen Armeniens und überholte mit einem Tempo die langsam fahrenden Ladas, dass einem nur blass um die Nase werden konnte. Nun wissen wir, dass man auch auf armenischen Landstraßen 180 fahren kann und dies mit ein wenig Glück auch überlebt. Unser zweiter Wohltäter hatte einen solchen langsam fahrenden Lada. Nämlich einen uralten, bei dem man im Fahrgastraum sitzend, nicht nur die Straße unter sich, sondern auch dutzende heraushängende Kabel bewundern konnte. Der Fahrer selbst war Polizist und wir amüsierten uns köstlich, als dieser eine andere Route einschlug und wir ein paar Minuten später in ein Mafiaauto erster Güte einstiegen. Zwar versicherte uns unser dritter Fahrer, nicht zur Mafia zu gehören, der schwarze Mercedes mit dunklen, lila Scheiben, seinen Tattoos und seinem Mitfahrer nach, nahmen wir ihm dies jedoch nicht ganz ab. Der Mafioso war sehr nett und lud uns zum Mittagessen am Straßenrand ein. Nicht ganz so nett war, dass er uns mit freundlicher, aber ordentlicher Bestimmtheit dazu überredete, seinen hausgemachten Wodka zu probieren. Lockere 72% Alkohol hatte das üble Wässerchen und uns drehte es schon nach dem ersten Glas den Magen um. Zwei weitere mussten daraufhin zur Bestätigung unserer Freundschaft folgen und wir waren, mal wieder, angeschwipst. Irgendwo in Jerewan ließ uns der feine Herr dann in die Freiheit und wir machten uns auf zu unserem Host für die Nacht. Einem Apotheker, der mit seinem Job scheinbar viel Geld macht, denn wir wurden in einem Zimmer, innerhalb einer riesigen Villa untergebracht, die uns nach unseren Zeltnächten wie ein Königspalast vorkam. So viel waren wir jedoch gar nicht daheim, wir erkundeten noch ein wenig weiter Jerewan und besuchten das herausgeputzte Genozidmuseum und ein paar Restaurants, in denen ich die Reisepause meines Vegetarierdaseins zelebrierte. Nach einem anstrengenden Tag mit viel Eis und langen Fußwegen in der überfüllten Hauptstadt machten wir uns zu Fuß auf zum Flughafen. Eine Übernachtung hätte sich aufgrund der Flugzeit nicht gelohnt, dennoch mussten wir uns mal wieder die ganze Nacht um die Ohren schlagen. Und wo geht das besser, als auf der Straße von der Stadt zum Flughafen, mit einem Eis in der Hand und etwas Musik auf den Ohren. Ganz zur Freude der etwas alkoholisierten Armenier, die gelegentlich aus den Nachtclubs torkelten und uns freundlich zukrakeelten. Nun sitzen wir müde am Airport und versuchen die Zeit bis zum Airoflotflug totzuschlagen und freuen uns auf das auch sehr schöne Deutschland, in dem wir wohl erstmal einen Entzug machen sollten.
Liebe Grüße mit Kaviar auf dem Brot,
Conrad und Franzi
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