... auch wenn uns manchmal gar nicht danach ist.
Unsere bisherigen, weiteren Tage in Armenien verliefen überaus unterhaltsam und abwechslungsreich. Gleich am zweiten Tage nach unserer Ankunft machten wir uns mit unserem Lieblingsbus, der nicht so flotten 44 in Jerewan, auf zu dem Mercedes Benz Kaufhaus, vor dem ein Sammeltaxi zu unserem eigentlich Ziel, Garni, starten sollte. Für die Busse und Sammeltaxis bezahlt man immer gleich. Man steigt ein, genießt die mal sehr enge Fahrt in den mal sehr alten Gefährten und beim Ausstieg gibt man dem Fahrer umgerechnet 16 cent nach vorne. Es sei denn, die Fahrt wird aus großer Touristenfreundlichkeit von anderen Reisenden für einen bezahlt. Auch mit unseren ewig schweren Rucksäcken knöpft man uns nicht mehr ab und wir kommen günstigst durch Jerewan. Wir fahren übrigens ausschließlich nur mit der 44, da es weder on- noch offline ein Busnetz gibt und dieser tolle Bus einfach gefühlt überall in der 1,5 Millionen-Einwohner Metropole hinfährt. Vor dem Mercedes-Shop half uns ein netter Armenier beim Finden des richtigen Busses. Insgesamt sind die Armenier allesamt wirklich wirklich freundlich und gut gelaunt! Ähnlich nette Leute traf ich bis jetzt nur in Georgien, Palästina und auf Sri Lanka. Nach einer zuckeligen Fahrt mit Blick auf frisch blühende Kirsch- und Aprikosenbäume erreichten wir Garni, das ähnlich wie alle armenischen Dörfer und Städte sehr heruntergekommen und hässlich ist. Uns ist bis jetzt eigentlich kein schickes Häuschen, gar ein nicht halb zerfallenes Dorf aufgefallen. Auch das Touristenhighlight, der wiederaufgebaute Tempel von Garni, überzeugte nicht mit seiner Farbe, die sehr stark an langweiligst grauen Stahlbeton erinnerte. Also ab ins Hinterland und etwas wandern. Unser erster, etwas kleinerer Tagestrip verlief ohne Probleme und wir wanderten fröhlich bei stürmig warmem Wetter. Auf dem Rückweg wurden wir überschwänglich von einer picknickenden Familie zum Essen eingeladen und wir genossen die uns angebotenen Leckereien. Im Gegenzug konnten wir leider nur deutsche Leibniz Vollkornkekse anbieten, die auf wenig Zustimmung stießen. Nichtsdestotrotz hatte man uns nach einigen gemeinsamen Vodkashots sehr lieb und zum Abschied drückte uns die aufgedrehte Großmutter nicht nur sehr viel Essen zum Mitnehmen in die Hand, sondern auch zwei Küsschen auf unsere zart sonnenverbrannten Wangen. Gerade als wir etwas angetrunken weitergestapft waren, hielt ein großer Geländewagen neben uns und unser Gönner für den diesigen Abend sprach uns in perfektem Englisch an (grundsätzlich verläuft die Kommunikation in Armenien in einem wilden Mix aus Russisch, Englisch, Polnisch und Deutsch). Er war Botschafter und schon in vielen Ländern gewesen und nun wollte er uns noch ein bisschen herumfahren. Da sagten wir selbstverständlich nicht nein und aber und sprangen in das gemütliche Gefährt. Aus dem Herumgefahre wurde dann noch ein Besuch in einem alten Kloster, viele Süßigkeiten und ein hervorragendes Essen in einem Restaurant. Obwohl wir vorher schon gut gesättigt waren, schlugen wir uns den Wanst aus Höflichkeit und andauerndem Appetit auf die gegrillten Köstlichkeiten nochmal so richtig voll und wurden nach ein paar vielen Gläsern Rotwein und einer dösenden Fahrt an der Haltestelle unserer Lieblingslinie herausgelassen.
Am nächsten Tage wurde uns Jerewan zu langweilig und wir wollten weiterziehen. Wir trampten mit einem sehr netten Armenier nach Sewan (die hässlichste Stadt, die man sich so vorstellen kann), tranken ein paar Bier in der lokalen Brauerei, die wir spontan entdeckten und versuchten weiter nach Dilidschan zu kommen. Leider wollte uns zunächst niemand ohne happige Bezahlung mitnehmen, doch als wir die Hoffnung schon fast aufgegeben hatten, hielt ein sehr tief hängender Lieferwagen und sackte uns ein. Die unglaublich überdrehten Armenier verfrachteten mich in den Laderaum, wo ich auf vielen Kartoffelsäcken gemütlich Platz nahm und spielten Franzi im Fahrerabteil in ohrenbetäubender Lautstärke armenische Musik vor. Dilidschan gefiel uns so wenig wie alle vorherigen Örtlichkeiten, sodass wir kurzerhand zu einem Kloster etwas außerhalb fuhren, von dem wir unsere lange Wanderung starten wollten. Wir campten im Garten des Klosters, nachdem wir uns mit dem Priester gut auf Deutsch (egal in welcher Ecke der Erde, Priester sprechen immer Deutsch) unterhalten hatten. Die Nacht war kühl, aber da wir vor der Reise mit eisigen Temperaturen gerechnet hatten, war uns mollig warm in unseren dicken Schlafsäcken. Den heutigen Tag verbrachten wir dann ausschließlich mit wandern, klettern, bluten und schwitzen. Eine mörderische Tortur von 18 Kilometern hatten wir uns ausgesucht. Bepackt mit unseren 20 kilo schweren Rucksäcken kletterten wir mit Müh und Not Hügel und Berge hinauf, schnitten uns unsere Beine an stacheligen Ranken auf, die überall den Weg säumten und waren des öfteren dem Kollaps näher als uns lieb war. Erschwert wurde die ganze Plackerei durch die vollständige Abwesenheit irgendwelcher Wegweiser und navigatorische Fauxpas unsererseits. Ein Glück konnten wir uns den Weg durch dichtes Dickicht, weite Felder, tiefe Wälder und grüne Wiesen mit meinem GPS-fähigen Mobilfunkgerät bahnen. Irgendwie schafften wir es dann, uns mit letzter Kraft auf die rettende Straße zu hiefen, auf der wir nicht eine Minute warten mussten, bis der herzensgute Andrej anhielt. Mit seinem Jeep fuhr er uns in ganz Dilijan herum, um ein günstiges und passendes Hotel für uns zu suchen und war die Freundlichkeit in Person. Zum Dank dafür vergaßen wir unsere Kamera (sei nicht böse Leo) in seinem Wagen und er musste nochmal umkehren und uns blöden Blagen das Fotogerät zurückbringen. Trotzalledem war er super freundlich und gab uns für etwaige Probleme seine Nummer. Wir haben es gut. Jetzt genießen wir unsere wohlverdiente Dusche und schrubben uns mit schmerzenden Gliedern den Dreck vom ausgemergelten Körper. Da wir heute noch keinen Alkohol getrunken haben, müssen wir aber leider gleich trotz wunder Füße noch einmal los.
Eure wandernden Genießer,
Conrad und Franzi
Unsere bisherigen, weiteren Tage in Armenien verliefen überaus unterhaltsam und abwechslungsreich. Gleich am zweiten Tage nach unserer Ankunft machten wir uns mit unserem Lieblingsbus, der nicht so flotten 44 in Jerewan, auf zu dem Mercedes Benz Kaufhaus, vor dem ein Sammeltaxi zu unserem eigentlich Ziel, Garni, starten sollte. Für die Busse und Sammeltaxis bezahlt man immer gleich. Man steigt ein, genießt die mal sehr enge Fahrt in den mal sehr alten Gefährten und beim Ausstieg gibt man dem Fahrer umgerechnet 16 cent nach vorne. Es sei denn, die Fahrt wird aus großer Touristenfreundlichkeit von anderen Reisenden für einen bezahlt. Auch mit unseren ewig schweren Rucksäcken knöpft man uns nicht mehr ab und wir kommen günstigst durch Jerewan. Wir fahren übrigens ausschließlich nur mit der 44, da es weder on- noch offline ein Busnetz gibt und dieser tolle Bus einfach gefühlt überall in der 1,5 Millionen-Einwohner Metropole hinfährt. Vor dem Mercedes-Shop half uns ein netter Armenier beim Finden des richtigen Busses. Insgesamt sind die Armenier allesamt wirklich wirklich freundlich und gut gelaunt! Ähnlich nette Leute traf ich bis jetzt nur in Georgien, Palästina und auf Sri Lanka. Nach einer zuckeligen Fahrt mit Blick auf frisch blühende Kirsch- und Aprikosenbäume erreichten wir Garni, das ähnlich wie alle armenischen Dörfer und Städte sehr heruntergekommen und hässlich ist. Uns ist bis jetzt eigentlich kein schickes Häuschen, gar ein nicht halb zerfallenes Dorf aufgefallen. Auch das Touristenhighlight, der wiederaufgebaute Tempel von Garni, überzeugte nicht mit seiner Farbe, die sehr stark an langweiligst grauen Stahlbeton erinnerte. Also ab ins Hinterland und etwas wandern. Unser erster, etwas kleinerer Tagestrip verlief ohne Probleme und wir wanderten fröhlich bei stürmig warmem Wetter. Auf dem Rückweg wurden wir überschwänglich von einer picknickenden Familie zum Essen eingeladen und wir genossen die uns angebotenen Leckereien. Im Gegenzug konnten wir leider nur deutsche Leibniz Vollkornkekse anbieten, die auf wenig Zustimmung stießen. Nichtsdestotrotz hatte man uns nach einigen gemeinsamen Vodkashots sehr lieb und zum Abschied drückte uns die aufgedrehte Großmutter nicht nur sehr viel Essen zum Mitnehmen in die Hand, sondern auch zwei Küsschen auf unsere zart sonnenverbrannten Wangen. Gerade als wir etwas angetrunken weitergestapft waren, hielt ein großer Geländewagen neben uns und unser Gönner für den diesigen Abend sprach uns in perfektem Englisch an (grundsätzlich verläuft die Kommunikation in Armenien in einem wilden Mix aus Russisch, Englisch, Polnisch und Deutsch). Er war Botschafter und schon in vielen Ländern gewesen und nun wollte er uns noch ein bisschen herumfahren. Da sagten wir selbstverständlich nicht nein und aber und sprangen in das gemütliche Gefährt. Aus dem Herumgefahre wurde dann noch ein Besuch in einem alten Kloster, viele Süßigkeiten und ein hervorragendes Essen in einem Restaurant. Obwohl wir vorher schon gut gesättigt waren, schlugen wir uns den Wanst aus Höflichkeit und andauerndem Appetit auf die gegrillten Köstlichkeiten nochmal so richtig voll und wurden nach ein paar vielen Gläsern Rotwein und einer dösenden Fahrt an der Haltestelle unserer Lieblingslinie herausgelassen.
Am nächsten Tage wurde uns Jerewan zu langweilig und wir wollten weiterziehen. Wir trampten mit einem sehr netten Armenier nach Sewan (die hässlichste Stadt, die man sich so vorstellen kann), tranken ein paar Bier in der lokalen Brauerei, die wir spontan entdeckten und versuchten weiter nach Dilidschan zu kommen. Leider wollte uns zunächst niemand ohne happige Bezahlung mitnehmen, doch als wir die Hoffnung schon fast aufgegeben hatten, hielt ein sehr tief hängender Lieferwagen und sackte uns ein. Die unglaublich überdrehten Armenier verfrachteten mich in den Laderaum, wo ich auf vielen Kartoffelsäcken gemütlich Platz nahm und spielten Franzi im Fahrerabteil in ohrenbetäubender Lautstärke armenische Musik vor. Dilidschan gefiel uns so wenig wie alle vorherigen Örtlichkeiten, sodass wir kurzerhand zu einem Kloster etwas außerhalb fuhren, von dem wir unsere lange Wanderung starten wollten. Wir campten im Garten des Klosters, nachdem wir uns mit dem Priester gut auf Deutsch (egal in welcher Ecke der Erde, Priester sprechen immer Deutsch) unterhalten hatten. Die Nacht war kühl, aber da wir vor der Reise mit eisigen Temperaturen gerechnet hatten, war uns mollig warm in unseren dicken Schlafsäcken. Den heutigen Tag verbrachten wir dann ausschließlich mit wandern, klettern, bluten und schwitzen. Eine mörderische Tortur von 18 Kilometern hatten wir uns ausgesucht. Bepackt mit unseren 20 kilo schweren Rucksäcken kletterten wir mit Müh und Not Hügel und Berge hinauf, schnitten uns unsere Beine an stacheligen Ranken auf, die überall den Weg säumten und waren des öfteren dem Kollaps näher als uns lieb war. Erschwert wurde die ganze Plackerei durch die vollständige Abwesenheit irgendwelcher Wegweiser und navigatorische Fauxpas unsererseits. Ein Glück konnten wir uns den Weg durch dichtes Dickicht, weite Felder, tiefe Wälder und grüne Wiesen mit meinem GPS-fähigen Mobilfunkgerät bahnen. Irgendwie schafften wir es dann, uns mit letzter Kraft auf die rettende Straße zu hiefen, auf der wir nicht eine Minute warten mussten, bis der herzensgute Andrej anhielt. Mit seinem Jeep fuhr er uns in ganz Dilijan herum, um ein günstiges und passendes Hotel für uns zu suchen und war die Freundlichkeit in Person. Zum Dank dafür vergaßen wir unsere Kamera (sei nicht böse Leo) in seinem Wagen und er musste nochmal umkehren und uns blöden Blagen das Fotogerät zurückbringen. Trotzalledem war er super freundlich und gab uns für etwaige Probleme seine Nummer. Wir haben es gut. Jetzt genießen wir unsere wohlverdiente Dusche und schrubben uns mit schmerzenden Gliedern den Dreck vom ausgemergelten Körper. Da wir heute noch keinen Alkohol getrunken haben, müssen wir aber leider gleich trotz wunder Füße noch einmal los.
Eure wandernden Genießer,
Conrad und Franzi
Kommentare
Kommentar veröffentlichen