Ich versprach bereits im letzten Blogeintrag Berichte über meine jetzige Reise. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung, dass die erste Berichterstattung bereits am Ende des ersten Tages geschrieben werden würde, weil sich unser Schicksal bereits direkt nach der Ankunft im fernen Lande auf eine gehörige Achterbahnfahrt begeben hatte.
Die Flüge von der schönsten Landeshauptstadt Deutschlands (Dresden) nach Moskau und weiter nach Jerewan verliefen ruhig und angenehm, dennoch erlebten wir schon an Bord unseren ersten Schock. Die russische Airline Aeroflot bietet nämlich nicht nur ein kümmerliches Sandwich als Snack zum Verzehr an, sie schenkt auch keinen Tropfen geistiger Getränke aus! Alle Klischees hin oder her, der leckere Tomatensaft konnte nicht mit einem Schuss belebender Flüssigkeit aufgewertet werden. Wir blieben also den Flug lang nüchtern und konnten uns tief in die Lektüre wissenshaltiger Zeitschriften vertiefen... welch spaßmindernder Umstand, ausgelöst durch die unerwartete Bedachtheit der Russen.
Ebenso bedacht schritten wir nach einer zügigen Passkontrolle an das Gepäckband und hofften auf einen wiederholt gütigen Ausgang der aufreibenden Warterei. Auf allen bisherigen Flügen war mir das Glück hold geblieben und meine Koffer und Rucksäcke erblickten relativ schnell das Licht der Empfangshallen. Aber so nicht an diesem schönen Tage, am Flughafen Jerewan. Scheinbar reicht es dem gemeinen Putin nicht, unsere Medienlandschaft mit dem Staatssender RT aufzumischen und sich mit fake-news (Leser können gerne meinen Podcast zu diesem Thema erhören (https://soundcloud.com/zweibisvier)) beherzt in Wahlen europäischer Staaten einzumischen, sondern er lässt neuerdings auch Deutsche, die den Fehler machen und über die Russische Föderation ihre Reiseziele anfliegen, in stichelnder Weise auflaufen. So zumindest meine verschwörerische Theorie, in unserer Warteschlage am Gepäckschalter standen zumindest auch andere kofferlose Reisende aus verschiedensten deutschen Städten. Dem könnte eine Zeitung doch mal nachgehen.
Also füllten wir mit einer sehr sehr gut gelaunten und netten Armenierin die nötigen Formulare aus und begaben uns schweren Herzens, aber (zu) leichten Rückens aus dem Flughafengebäude. Doch nicht nur russische Flughafenmitarbeiter machen Fehler, auch göttinger Jurastudenten haben von Zeit zu Zeit peinliche Aussetzer. Wir hatten unsere Ankunft vier Stunden später geplant und nun noch 6 1/2 Stunden bis zu dem Treffen mit unserem Host für die ersten beiden Nächte. Da das Wetter angenehm und wir trotz aller Problemchen guten Mutes waren, machten wir uns zu Fuß auf in Richtung Jerewan. Wir kamen allerdings nicht weit, denn unsere leeren Mägen führten uns direkt zu einem dubiosen Imbiss am Wegesrand. Als wir neben den schlafenden Mitarbeitern auch noch den Koch mit Zigarette direkt neben dem Essen herumaschen und husten sahen, war es schon zu spät und wir mussten wohl oder übel etwas ordern. Die Fleischspeise in dünnem Brot schmeckte beängstigend rauchig, doch konnte man diese fiese Einbildung schnell mit etwas würziger Buttermilch herunterspülen. Den restlichen Weg bis zu unserem Treffpunkt verlebten wir, man merke an, es war 02:00 Uhr als wir losliefen und 05:00 Uhr als wir ankamen, mit Abstechern in kleinen Kiosken und Bäckereien in denen zu solchen Unzeiten schon fleißig die Bäcker und Verkäufer arbeiteten oder zumindest hinter dem Tresen mit wachsamen Ohr schliefen. Leider war es immer noch viel zu früh und wir waren mit Körper und Nerven bereits so durch, dass wir uns nur noch auf einer Parkbank niederlassen konnten und wie wohnungslose Erstsemester dem Sonnenaufgang entgegensehnten. Mit letzter Kraft schleppten wir uns in ein sehr kleines Trinketablissement, das wir spontan entdeckten und eigentlich nur eines Kaffees wegen ansteuerten. Leider gerieten wir relativ schnell in den Strudel des frühmorgendlichen Alkoholismusses armenischer Mittfünfziger und wir wurden um 06:00 Uhr dazu genötigt, mehrere Wodkashots und Biere auf die Deutsch-Armenische Freundschaft zu trinken. Natürlich gewinnt man nach den ersten Freundlichkeiten selbst auch etwas die Lust am Frühschoppen und wir probierten uns vorsichtig durch das reichhaltige Angebot armenischer Alkoholköstlichkeiten. Ganz zur Freude unserer Mittrinker und der Gastgeberin, an die wie am Ende trotz eines Haufens an Getränken nur 5€ abstottern mussten. Dazu sei allerdings auch gesagt, dass der Schnaps erst aus 5 Liter Kanistern in die kleineren Flaschen und dann in die Gläser gefüllt wurde. Beim Wein machte man sich diese Mühe gar nicht und dieser wurde direkt aus dem Plastikkanister in das Glas ergossen. Etwas angeheitert schritten wir zum Treffen mit unserem Host, der uns für einen kleinen Obulus bei seiner Mutter einquartierte. Luxuriös ist es hier in der Jerewaner Platte nicht unbedingt, aber wir sind ja nicht aus Zucker und zumeist eh damit beschäftigt, die Gegend zu erkunden. Den Flughafen zum Beispiel. Nach ewiger Warterei und blöden Kontrollen bekamen wir zu allerseits großer Freude unsere Rucksäcke mit all unserem Brimborium zurück und konnten die restliche Zeit in der Hauptstadt des Vielvölkerstaats verbringen. Wir genossen leckeres Essen und besuchten einige fesche Sehenswürdigkeiten. Doch auf Land, Speis und Leute werde ich in einem nächsten Blog Bezug nehmen, für einen kleinen Einstieg ist dieser nämlich schon ganz happig! Erfreuet euch an den auserwählten Bildern und lest/hört fleißig meine Erzeugnisse in Sprach- oder Textform.
Wir freuen uns auf die nächsten Tage im Land mit den freundlichen Leuten,
eure Reisenden und die Zukunft Europas,
Conrad und Franzi
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