Abgeschieden wäre untertrieben

Zwar kann man auch in der Nähe der kirgisischen Hauptstadt sehr angenehm wandern, wie unser letzter Post beweist, jedoch zieht es uns raus aus der Zivilisation in die verlassensten Gegegenden die wir finden können. Also setzten wir uns in den Minibus um zum Busbahnhof zu düsen, nur um uns 5 Minuten später im Minibus nach Kotschkor wiederzufinden. Hier kann man kurz den öffentlichen Personenverkehr in Kirgisistan ansprechen. Dieser läuft nämlich egal ob nah oder fern mit alten oder sehr alten Mercedes Minibussen ab. Allerdings wird bei 6 Stündigen Fernfahrten freundlicherweise darauf geachtet, dass niemand die ganze Fahrt stehen muss. Als Kirgise wäre das auch kein allzu großes Problem, als normalgewachsener Deutscher stößt man jedoch sehr schnell an die Dachgrenze und ich musste mich bei vielen Stadtfahrten sehr zusammenkrümmen. Glücklicherweise war unsere Fahrt zum Zwischenziel sehr viel angenehmer und kostete uns trotz der 3 Stunden, die wir im Bus verbrachten lediglich 3,50 € pro Person. Kotschkor ist ein ordentliches Drecksloch, in dem es außer Taxifahrern und kleinen Läden nichts zu geben scheint. Nach einer Stärkung und einem kleinen Einkauf waren wir daher umso glücklicher, dass wir schnell den Weg aus der Stadt fanden und in Richtung des idyllischen Flusses laufen konnten. Unser Zelt durften wir im großen Pferdegarten eines ansässigen Kirgisen aufbauen, den wir vorher nach einem guten Zeltplatz gefragt hatten. Sehr zufrieden mit unserem schicken Nachtplatz bauten wir unter den Blicken von Mamapferd und Kindpferd, einem Hund, dem kirgischen Hausherren und seinen sehr jungen Enkeln das Zelt auf und verbrachten den restlichen Abend damit in mehrstündiger Köchelei eine Buchstabensuppe zu erwärmen. Glücklicherweise hatten wir noch andere Leckereien im Rucksack und wir genossen das wirklich annehmbare kirgisische Bier. Am nächsten Morgen dankten wir unserem Gartenherren und machten uns auf den Weg zu unserem ersehnten Ziel. Den Bergsee Song-Kol. Da alle Fahrer 4000-6000 Som von uns haben wollten, mussten wir sehr lange suchen und handeln, bis wir einen großväterlichen Chauffer gefunden hatten, der für 1800 Som die mehrstündige Tortur auf sich nahm. Kilometer um Kilometer fuhren wir auf Schotterpisten in das kirgisische Berg- und Hinterland, vorbei an Pferden, Kühen und sehr viel karger Natur, die lediglich direkt neben dem, der Straße folgenden, Fluss ordentlich grünte. Trotz der langen Dauer kann man diese Fahrt jedoch nur genießen, denn der Ausblick der sich einem bot war einfach nur traumhaft. Ganz verzückt kamen wir schließlich bei unserem eigentlichen Ziel an. Dem kleinen Jurtencamp am See. Wieder handelten wir gute Preise für Essen und Übernachtungen in einer Jurte aus und stapften gleich nach dem Mittagessen einfach drauf los, immer dem Berg nach, den wir anvisiert hatten. Sehr lange marschierten wir durch das wohl verlassenste Gebiet, dass wir je gesehen hatten. Anfangs teilten wir uns die kargen Riesenfelder noch mit einigen Kühen und Pferden, später wanderten wir nur noch ganz allein in Richtung selbstausgemachten Aussichtspunkt. Auch hier war die Aussicht wieder wirklich traumhaft und wir genossen das nach Bergkräutern riechende, windgeschützte Aussichtsplätzchen. Auf dem Rückweg hatten wir eigentlich nichts besonderes mehr geplant, allerdings freundeten wir uns spontan mit einem Hirten an, der gerade per Pferd seine Schafe zusammentrieb. Bei einer Tasse Tee und ein paar kirgisischen Leckereien vereinbarten wir einen, sowieso geplanten, Ausritt für den nächsten Tag. Fröhlich, so einen guten Fang gemacht zu haben, schlenderten wir zurück zu unserer Jurte. Sehr viel zu tun gibt es Abends am Song-Kol nicht wirklich und nach dem Sonnenuntergang wird es auch sehr schnell sehr eisig. Ebenso fröstelnd war auch die Nacht, die wir unter unzähligen Decken verbrachten. Für eine kleine Unachtsamkeit beim Bedecken der eigenen Glieder wurde man hart bestraft, denn die Temperatur in unserer Jurte lag bei etwa 5° und ein ungeschütztes Körperteil wurde schneller blau als man sich verschlafen vorstellen konnte. Trotzdem wachten wir am nächsten Tage sehr erholt auf und konnten uns nach einer Stunde auch dazu bewegen, unter den wärmenden Decken hervorzukriechen. Gut gelaunt stapften wir zu unserem Hirten, der uns schon sehnlichst erwartete. Zügig besattelten wir die auserkorenen Pferdis und bestiegen ohne Probleme die edlen Rösser. Etwas holpriger verlief der Start, jedenfalls für mich, denn während Elisa und Hirte eifrig davonstapften, machte mein Pferd keine Anstalten sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Erst mit viel Zuspruch und an die Leine nehmen ließ sich mein Pferd einwandfrei reiten. Als guter Gastgeber spendierte uns unser Freund nicht nur die Pferde, sondern auch eine Flasche Wodka, die wir zusammen auf dem Reittrip um 10 Uhr morgens und praller Sonne vertilgten. Wir galoppierten (man Bedenke, dass dies mein erster wirklicher Ritt auf einem Pferd war) durch die Steppe und fühlten uns wirklich großartig. Viel zu schnell erreichten wir nach 3 Stunden die Hütte unseres Hirten und verspeisten zum Abschied noch ein paar leckere Speisen. Unterhaltungen mit unserem Pferdesponsor liefen übrigens über die paar wenigen russischen Wörter, denen wir mächtig sind (20-30). Dankend und etwas benebelt vom Wodka stapften wir ein wiederholtes Mal den Weg zu unserer Jurte und entspannten uns ein wenig, bevor wir uns seit langem mal wieder der Körper und Kleidungshygiene hingaben. Dafür sprangen wir mit alter Kleidung und Kernseife bewaffnet in den kühlen Gebirgssee und wuschen uns und unsere Sachen endlich mal wieder gründlich. Dieses doch sehr kühle Unterfangen war eine wirkliche Wohltat und wir konnten uns frischenst beim Abendessenmit unseren israelischen und indischen Campmitbewohnern unterhalten. Ich würde gerne den Blog weiterschreiben, jedoch werde ich vom den Jammereien Elisas zu stark abgelenkt, die sich über ihren schmerzenden Reithintern beschwert.
Sauberste Grüße aus den Bergen,
euer fröhlicher Conrad und eure beschmerzte Elisa.
















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