Nennt uns Gämsen

Unser erster Tag war anstrengend und heiß, die Nacht war anstrengender und heißer. Sehr gedünstet fühlten wir uns am nächsten Morgen und eine Dusche konnte nur kurz die ersehnte Kühlung verschaffen, denn im sommerlichen Bishkek klettern die Temperaturen auf fröhliche 30°+. Sehr ungerne lassen wir uns von Temperaturen oder anderen Naturerscheinungen einschränken und wir entschieden uns für einen Tagesausflug in den Ala-Atschar-Nationalpark nicht weit entfernt von der Hauptstadt. Nach einer kurzen Minibusfahrt kamen wir bei der zentralen Busstation an und versuchten mit Händen und Füßen den Weg zum zweiten Bus zu erfragen, denn der Busbahnhof in Bishkek ist nicht weniger unübersichtlich als die in Indien oder Sri Lanka. Nach einer 20 minütigen Frage/Rate/Schreib-Runde kamen wir genau wieder an dem Platz an, an dem wir vor 20 Minuten ausgestiegen waren und kletterten in den nächsten Minibus, der uns in die Berge bringen sollte. Nach und nach klapperten wir verschiedene Dörfer ab und der anfangs brechend volle Bus leerte sich nach und nach. Als wir nur noch zu zweit in dem komplett verlassenen Bus saßen, zahlten wir dem Fahrer ein für kirgisische Verhältnisse üppiges Fahrtgeld und wir wurden direkt durch den Nationalpark zum Ausgangspunkt unserer kleinen Wanderung chauffiert. Uns brannte es nicht nur erbarmungslos auf den Kopf sondern auch wie wild in den Wanderbeinen, sodass wir uns sofort für einen der ausgeschilderten Wege entschieden und losstapften. Der Anfang unserer Wandereinheit verlief zumindest teilweise schattig und angenehm, doch dieses Glück sollte nicht lange anhalten. Ziemlich schnell waren wir über die Baumgrenze hinweg gekraxelt und bahnten uns bei sengender Hitze den Weg über die schotterigen Wege. Die trockenen Gräser und Gestrüppe am Wegesrand sahen ähnlich trostlos aus wie wir und wir kamen nur recht langsam voran. Trotzdem kämpften wir uns mit einigen Wasserpausen immer weiter und immer höher die Berge herauf, motiviert von der traumhaften Kulisse, die sich die ganze Zeit in unserem Blickfeld befand. Belohnt wurden wir nach der ewigen Plackerei mit einem wahrlich fantastischen Ausblick, kühlen Bergbrisen (schließlich waren wir auf 2700m Höhe) und einem leckeren Imbiss den wir uns mit nach oben genommen hatten. Nach der längeren Pause wagten wir den sehr viel angenehmeren und zügigeren Abstieg und schlitterten etwas unkontrolliert die schotterigen Hänge hinab. Auf dem Rückweg sahen wir es nicht ein, noch einmal Geld für die Fahrt zu bezahlen und trampten mit zwei verschiedenen Autos zurück nach Bishkek. Etwas sehr sonnengestochen und durchschwitzt ruhten wir jedoch nur kurz, denn wir wollten uns gerne nach einem zügigen Burgerabendessen noch in einer Bar mit einem ehemaligen Klassenkameraden (Akira für die Wissenden) treffen. Also stopften wir uns in den nächsten Minibus und düsten zur Zeppelin Bar, die wohl ausschließlich von gewalttätigen, waffentragenden Motorradrussen besucht wird. Glücklicherweise blieben wir nicht zu lange und die noch nüchternen Barbesucher waren so entspannt wie wir. Etwas erschöpft fielen wir nach diesem wilden Tag in unser altes Sofa/Isomatte und schlummerten zutiefst bis um 04:00 (wir mussten unserem Host nach seiner Nachtschicht die Tür öffnen, da wir den Schlüssel für seine Wohnung in unsere Gewalt gebracht hatten) und erholten unsere gepeinigten Körper.
Liebe Grüße an unsere Leser aus der Ferne,
Elisa und Conrad






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