Ein Land das keiner kennt

Unser erster Tag in Kirgisistan
Man könnte meinen, mit voranschreitendem Alter und Studium wird man vernünftiger. Glücklicherweise blieben wir bis jetzt von dieser sehr langweiligen Entwicklung verschont und entschieden uns spontan für die nächste Reise in die ferne Welt. Da in Thailand, Vietnam und Kambodscha weit mehr Touristen rumwuseln als uns lieb ist, buchten wir Flüge nach Kirgisistan, Kasachstan und Georgien. Vorher deckten wir uns noch mit allerlei Dingen ein, die in verlassenen Gegenden praktisch sein könnten und packten alles zusammen in unsere mittlerweile doch recht schweren Reiserucksäcke. Ansonsten planten und buchten wir wie gewöhnlich nichts und setzten uns relativ nichtsahnend in den Flieger nach Istanbul. Dort small talkten wir etwas mit den Sicherheitsleuten, die uns netterweise unser Wasser behalten ließen und entspannten uns mäßig auf den mäßig entspannten Wartesitzen des Flughafens. Das Flugzeug nach Bishkek bestiegen wir mäßig entspannt ein paar Stunden später mit sehr vielen Kirgisen, die wohl Urlaub an den glühenden Stränden der Türkei verbracht hatten und ein, zwei anderen Wandermäusen. Nach einem recht einengenden und unschläfrigen Flug erreichten wir unausgeruht aber glücklich den Flughafen von Bishkek. Dieser internationale Hauptstadtflughafen erinnert übrigens mehr an einen verlassenen Flughafen für Modellflugzeuge im tiefsten Rumänien, insbesondere weil sich direkt nach der eigentlich angenehmen Passkontrolle 2 Damen auf der Frauentoilette erstmal ein paar Beruhigungszigaretten ansteckten. Nicht nur die Einreise war wesentlich entspannter als gedacht, auch unsere rückenbrechenden Rucksäcke kamen fix aufs Band. Anscheinden hatte der Sicherheitsmann ein sehr gutes Bild von Deutschen, denn er winkte uns nach einer kurzen Nachfrage nach unserer Herkunft an allen anderen Fluggästen vorbei, die alle ihre Sachen scannen lassen mussten und entließ uns komplett ohne Kontrolle in das nächtliche Kirgisistan. Mit dem sehr günstigen Taxi düsten wir um 6 Uhr Morgens zu unseren Couchsurfinghost um ihn 2 Stunden nachdem er von der Arbeit gekommen war wieder wachzuklingeln. Trotz merkbarer Müdigkeit öffnete uns unser türkischer Host freundlich die Tür, war jedoch sehr erfreut zu hören, dass wir auch noch etwas Schlaf nötig hatten. Um 12 Uhr klingelten wir unseren Freund ein zweites Mal aus den Federn, denn wir waren zwar ausgeschlafen aber sehr hungrig. Nett wie wir sind, kauften wir leckere Speisen im Supermarkt gegenüber und verköstigten kirgisische Leckereien mit unserem Beherberger. Im Supermarkt fiel auf, dass nicht nur Lebensmittel recht günstig sind, sondern auch Alkohol günstiger zu erstehen ist als Wasser in anderen bereisten Ländern (hust Israel hust). Für 2€ bekommt man eine Flasche Wodka oder Wein und wenn man Lust auf Zigaretten hat, muss man lediglich 80 cent für eine Packung auf den Tresen legen. Das braucht uns und unsere Leser natürlich nicht zu interessieren, denn wer lebt so abstinent wie wir frommen Kirchenmäuse. Nach dem späten Frühstück chauffierte unser Host uns in der Stadt herum und zeigte uns ein paar der mittelmäßigen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Nach einem kühlen Bier, äh Apfelsaft, fuhren wir zu einer wirklichen Attraktion der Hauptstadt. Dem Osch-Basar nicht weit von unserem Heim. Es gibt eigentlich nichts, was man auf dem Basar nicht erstehen kann und ähnlich wie in Indien ist jeder Bereich voll mit Leuten, die genau das Gleiche verkaufen. In der Obstecke muss man schon sehr genau hinschauen, um die besten Äpfel der 50 Äpfelstände zu erkennen, in der Trockenfruchthalle wird an unzähligen Ständen die gleiche Auswahl an trockenen Früchten zur Schau gestellt und in der Ecke für Fleisch darf man eine Vielzahl an Innereien und schimmlig schwarzen Schafsköpfen bestaunen. Wer denkt, schimmlig schwarze Schafsköpfe anzuschauen ist nicht besonders appetitlich, hat noch nicht vergorene Stutenmilch getrunken. Wir hatten vor der Reise schon viel von diesem „Getränk“ gehört, doch wollten wir uns selber ein Bild von dem Geschmack machen und wagten uns mit unserem Host in einen kleinen Laden, in dem schon ein leicht unangenehmer Geruch in der Luft hing. Unsere bestellte Tasse wurde freundlicherweise bis zum Rand gefüllt und unter kritischen Blicken der anwesenden Gammelmilchgenießer probierten wir den ersten Schluck. „Gar nicht so schlimm“ denkt man sich, wenn man den ersten Schluck der weiß/gelblichen Flüssigkeit zu sich nimmt, „schmeckt ja nur nach alter, saurer Milch mit Kohlensäure“. Doch dieser noch erträgliche Geschmack wird schnell von einer sehr viel intensiveren Note von Pferdemist und Erbrochenem überdeckt und es fällt wirklich schwer, die Milch im Körper zu behalten. Gott allein weiß, wie wir die Tasse komplett austrinken konnten, ohne uns unserem Mageninhalt zu entleeren. Etwas schwummrig im Magen war uns bei der anschließenden Autofahrt schon und wir waren sehr glücklich, als wir uns etwas frisch machen konnten. Den Abend verbrachten wir mit der Suche nach leckeren Leckereien und nützlichen Nützlichkeiten und gingen früh ins lang erwartete Bettchen.
Liebe Grüße aus dem heißen Land, das keiner kennt,
Conrad und Elisa











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