Unsere Tage in der Westbank
Etwas beunruhigend fühlt es sich doch an, durch bewachte Eingänge der riesigen Mauer zu gehen, die den israelischen Teil von dem palästinensischen Autonomiegebiet trennt. Doch immerhin können wir uns sicher sein, mit unserem deutschen Reisepass jederzeit wieder nach Israel einreisen zu können, wohingegen Palästinenser eine besondere Genehmigung benötigen, um in den nicht palästinensischen Teil Israels zu reisen.
Doch die Anspannung hielt nicht lange an und als wir die schwer bewaffneten Soldaten und die dicke Grenzmauer hinter uns ließen, konnten wir uns ganz auf Bethlehem konzentrieren. Besonders der alte Teil Bethlehems ist sehr schön erhalten geblieben und hat mit seinen engen Gassen einen wunderbaren orientalischen Touch. Allzu lange verbrachten wir allerdings nicht damit, die Stadt und die vielen jungen Palästinenser, die mit ihren aufgetunten Autos im Kreis fuhren, zu betrachten, denn es war bereits etwas spät geworden und wir warteten auf unseren lieben Host. Dieser nahm uns herzlich in Empfang und fuhr uns zu sich nach Hause irgendwo ins Nirgendwo nach Al Aroub, zwischen Bethlehem und Hebron. Wie aus dem Iran bekannt, wurden wir erst einmal mit ordentlich Essen versorgt, bevor der Alkohol angebrochen wurde. Unser Host raucht nämlich nicht nur 2 Schachteln Zigaretten am Tag, sondern genießt auch des Öfteren seinen geliebten "Cocktail". Ein Gemisch aus 70% Vodka und 30% starkem Bier. Für die Schlappis, uns, kann man noch etwas Eis dazugeben. In der Raucherhöhle, die auch unser Schlafgemach für die kommenden 5 Nächte werden sollte, genossen wir also diese herrliche Kreation von Alkohol mit Alkohol. Dementsprechend eingeschränkt ging es uns dann am nächsten Morgen beim bereitgestellten Frühstück und unserem Trip durch das Westjordanland. Wir preschten wie die Bekloppten mit ordentlich Zigarettenrauch und einer Spur aus verbranntem Gummi zu unseren Zielen. Der erste Stopp wurde am Toten Meer eingelegt, wo wir uns sofort in die salzigen Fluten warfen. Salzig heißt übrigens sehr salzig, sehr sehr sehr salzig. Wer einmal den Fehler macht, auch nur einen homöopathischen Tropfen in die Nähe seiner Augen zu lassen, erblindet für die nächsten Stunden. Also verbrachten wir lieber mehr Zeit damit uns mit dem heilsamen Salzschlamm einzureiben, sodass wir so schwarz waren, dass uns die Kölner Polizei gleich verhaftet hätte ;). Außerdem mussten wir noch den ein oder anderen dicken, aufgeregten Finnen einreiben und fotografieren, die vom schwarzen Schlick schwerst begeistert waren. Da es mit dem brauseligen Wind doch etwas kühl wurde, gingen wir zurück zum Auto und düsten nach Jericho um einen sehr leckeren Mittagssnack einzunehmen. Ein Fladenbrot mit leckerem Inhalt (Gemüse, Soße, Gemüse, Pommes, Falafel usw.) kostet in Jericho 1€, während man in Jerusalem gut 5,50€ dafür hinblättert. Glücklich günstig wohlgenährt machten wir uns auf zur Jerichoer Wüste, einer der Hauptattraktionen unserer Reise. Der Ausblick der uns hier auf den hohen Wüstenhügeln gestattet wurde, war nämlich atemberaubend. Scheinbar endlos erstreckten sich die Bergketten und Gipfelkreuze in der Ferne. Dazu hatten wir perfektes Wetter mit kühlen Windchen und strahlender Sonne. Die Fotos sprechen für sich. Das anschließende Abendessen im Hause unseres lieben Reiseleiters/Hosts war vorzüglich und wir könnten ihn gerade noch davon abhalten, die nächste Flasche Hochprozentigen zu köpfen. Wer denkt, wir trinken viel, hat unseren palästinensischen Raucher noch nicht gesehen. Die nächsten Tage verbrachten wir in und um Bethlehem und machten einen Ausflug nach Jerusalem. Netterweise wurden wir von der Frau unseres Herbergvaters gut durchgefüttert und wir hatten nur Kosten für unseren Tagesausflug nach Jerusalem zu begleichen. Ganz so Friede Freude Eierkuchig ist es natürlich nicht die ganze Zeit in der Westbank, doch da dieser Blog schon sehr lang ist und wir die Aufmerksamkeitsspanne unserer vielarbeitenden Leser nicht überstrapazieren wollen, berichten wir im nächsten Blog von Stromausfällen, Grenzkontrollen, Soldaten und jüdischen Siedlern in der ganzen Westbank.
Liebe Grüße, noch immer aus Bethlehem,
Conrad und Elisa
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