Die letzten Tage in Israel

Die letzten Tage in Israel

Fünf Nächte haben wir in der Westbank verbracht und so langsam zog es uns wieder in den israelischen Teil des Landes. Also packten wir unsere klammen, vollgerauchten Sachen und machten uns nach einem netten Abschied und Frühstück bei unserem Host auf nach Jerusalem. Von dem Araber, der uns mit über die Grenze nahm, erfuhren wir beiläufig, dass an unserem Reisetag keine Busse fahren würden, da die Busfahrer in Israel genauso häufig und fleißig streiken wie in Indien. Also mussten wir unser Notfall-Tramp-Set auspacken und Schilder basteln, um zu unserer neuen Bleibe im Westen Jerusalems zu kommen. Ein Israeli aus Eilat chauffierte uns zur nächsten Straßenbahnhaltestelle, damit wir von dort zum Mount Herzl fahren konnten. Daraus wurde nicht ganz so viel, da unsere Chipkarte für den ÖPNV nicht funktionierte und natürlich Kontrolleure in der Bahn ihrer Arbeit nachgingen. Im letzten Moment konnten wir aus dem Wagen springen und uns vor einer saftigen Geldstrafe retten. Leider mussten wir dann anschließend 45 Minuten mit unseren schweren Rucksäcken neben den Bahnschienen herschreiten, aber solche Kraftakte machen uns Reisebären natürlich nichts aus. Unsere Tage in Jerusalem verbrachten wir damit, uns gemütlich mit den Menschen aus der WG der Cousine einer ehemaligen Klassenkameradin zu unterhalten (bei denen wir die 2 Nächte verbrachten) und leckere Sachen zu kochen. Das war natürlich nicht alles, versteht sich bei uns fleißigen Blogbetreibern. Wir besuchten das Israelmuseum (sehr empfehlenswert) und das Holocaustmuseum Yad Vashem (sehr sehr empfehlenswert). Wir haben wenige, wenn überhaupt, Museen gesehen, die so wunderbar eingerichtet, aufgebaut waren und qualitativ so überzeugt haben. Für jeden Jerusalembesucher ein wirkliches Muss. Doch auch anders
kultivierten wir uns und besuchten die heiligen Stätten der großen Weltreligionen. Grabeskirche, Klagemauer und den Felsendom. Es ist schon interessant, wie diese 3 heiligsten Stätten direkt nebeneinander liegen und die Religionen sich doch teilweise so fern sind. Die Klagemauer der Juden ist eine Mauer des Fundaments, auf dem der muslimische Felsendom steht. Man könnte also meinen, dass das ein Zeichen der Verbundenheit sein könnte, doch über die Abneigungen dieser Religionen haben wir ja bereits berichtet. Gleich nach dem Besuch der interessantes Altstadt, mit Zwischenstopp beim leckeren 6 Schekel (1,50€) Falafelmann, kletterten wir mit vollem Magen auf den Ölberg. Wir haben noch nie in unserem Leben so viele Gräber gesehen, wie kurz vor den Stadtmauern Jerusalems. Tausende und Abertausende Gräber von Juden und Christen befinden sich auf dem  Ölberg und vor der Stadtmauer, die zusammen einen wirklich interessantes Anblick liefern. Alle biblischen Punkte auf der Pilgerroute sind übrigens durch zahlreiche Spenden sehr gut erhalten und so sind die 20 Kirchen alleine in der Altstadt und auf dem Tempelberg sehr gut erhalten und man kann unteranderem auch den gepflegten Garten Gezemaneh bestaunen (oder eben nicht, wenn man mit Religion nicht so viel am Hut hat, ist halt ein Garten). Als wir müde vom vielen Gräber anschauen und Berg besteigen hatten, versuchten wir in das orthodoxe Viertel zu kommen, in dem am Schabbat auch schon einmal Autos oder nicht ausreichend bekleidete Frauen mit Steinen beworfen werden. Wir kamen dem Stadtteil immer näher und wunderten uns, warum wir par tout keine Leute in langen schwarzen Mänteln erblicken konnten. Erst als wir genau um die Ecke kamen, hinter der das Viertel lag, erblickte man die orthodoxen Juden mit ihren vielen Kindern. Und zwar überall. Von null auf hundert füllten Männer mit Zöpfen, langen Mänteln und ihren typischen Hüten die Straße, umgeben von 4-5 kleinen Kindern pro Person. Die Frauen hatten alle lange schwarze Röcke an und waren schwanger und/oder behüteten ebenfalls eine Heerschar an Kindern. Etwas komisch kamen wir uns nun doch vor, so ganz unbedeckt zwischen den hektisch herumrennenden Religionsfanatikern, die uns zum Glück gekonnt ignorierten. Etwas erleichtert waren wir dann verständlicherweise schon, als wir eine Straße überquerten und innerhalb einer Sekunde wieder im normalen Leben Jerusalems angekommen waren. Israelis in kurzen Hosen und ohne Kopfbedeckung wuselten herum und man konnte keine schrecklichen, gedrehten Seitenzöpfe mehr erspähen. Am Ende unserer sehr interessanten Tage in Jerusalem machten wir uns auf zur Busstation um noch eine letzte Nacht in Tel Aviv zu verbringen, bevor wir uns müde (es war 3 Uhr morgens) zum Flughafen schleppten (bzw. vom Taxi schleppen ließen). Die Befragung dauerte glücklicherweise nicht allzu lange an, jedoch war selbst zu dieser unchristlichen, oder unjüdischen?, Zeit der Sicherheitsbereich so dermaßen überfüllt, dass man kaum atmen konnte und das ein oder andere Mädchen vor uns kollabierte. Der Rückflug verlief wie am Schnürchen und wir kamen glücklich und sicher wieder im schönen Berliner Schneematsch an.

Bis zur nächsten Reise,
eure fleißigen Studenten,
Elisa und Conrad





 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kommentare