Es ist langweilig geworden in der blühenden Metropole Mashhad. Die Tage besuchten wir eines der größten Heiligtümer der Schiiten, das Grab des 8. Imams. Prachtvoll und atemberaubend reicht als Beschreibung nicht ganz aus, denn die Gebäudeanlage die sich über ein größeres Areal erstreckt und das Grab, eine Bibliothek, ein Museum und noch sonstige Sachen beinhaltet ist einfach unglaublich. Vor lauter Gold, Kristallen, Spiegeln und prachtvollen Mosaiken nimmt man die kleinsten Verschmückungen die jedes Tor und jede Wand schmücken kaum wahr. Getrübt wurde der atemberaubende Eindruck nur durch Elisas Tschador, der sich nämlich in der prallen Sonne in eine mobile Sauna verwandelt und einen ordentlich durchdünstet. Ansonsten trafen wir in Mashhad erstaunlich viele Leute die Englisch oder Deutsch sprechen konnten und verabredeten uns mit einem iranischen Student, der gerade Ferien hat aber ansonsten in Dresden studiert, zum sündigen Nachmittagsklatsch mit Bier und Schnaps. Doch wie gesagt, wir sind Adrenalinjunkies und können kaum noch stillsitzen, wenn wir nicht gerade mit dem Moped durch die Gegend düsen. Also schnell beim Auswärtigen Amt informiert, welche Region dringend zu meiden ist und so machten wir uns frohgemut mit der Familie unseres iranischen Freundes aus Indien auf an die Grenze zu Afghanistan. Pläne, wie wir mögliche Taliban bestechen könnten hatten wir nicht, doch war die Laune im Auto schon von Beginn an blendend. Und nun begann der Verwöhnungs/Vollstopf-Marathon. Nach 5 Minuten Fahrt hielten wir das erste Mal und uns wurde ein leckerer Bananenmilchshake aufgedrängt. Nach 30 Minuten hielt unsere Begleitung am ersten Supermarkt und kaufte ungefragt Gummibärchen, Nüsse, Getränke und Eis. Relativ vollgefüllt kamen wir dann am Kirschgarten im kleinsten Dorf der Erde an und konnten trotz gefülltem Magen nicht widerstehen. Die roten Früchte waren einfach zu verlockend und so füllten wir die restlichen Kämmerchen unserer gedehnten Mägen mit Tee und Kirschen. Fehler. Anschließend wurden wir nämlich zu den Eltern unseres Freundes (der heißt übrigens Sina, musste ungeplant in Indien bleiben und konnte uns nicht selbst begleiten) gekarrt und dort begann die wahre Füllerei. Auf Sofas gebettet wurde einem nacheinander alles angeboten, was sich im Iran und sonst auf der Welt anbauen lässt. Wir ächzten unter der Last der nächsten zwei Tees, Kuchen, Früchte, als wir uns wie Mastschweine zum Mittagstisch schleppten. Dieser war prall gefüllt mit Fleisch, Fisch und ach, einfach allem. Jedenfalls ließ das Essen jedes deutsche Weihnachtsmahl vor Neid erblassen und der größte Fehler war: zu essen. Denn kaum war eine Speise zur Hälfte im Schlund verschwunden, wurde so schnell ein neues Stückchen Fleisch auf den Teller geworfen. Das Essen konnte also nur ein Ende nehmen, wenn wir uns mit Füßen und Zähnen gegen ein erneutes Nachlegen wehrten. Unter belustigtem Lachen schrieen wir mit zerrendem Bauch unser Leiden in den Raum um weiterem Essen zu entgehen. Nach gefühlten Stunden der übermäßigen Nahrungsaufnahme wurden wir zu anderen Sofas gerollt (iranische Häuser bestehen ausschließlich aus Teppichen und Sofas) und durften dort gnädigerweise 6:30 Minuten entspannen, bis uns der nächste Tee mit Wassermelone angeboten wurde. Die Magenwände begannen beängstigend zu knarzen, als wir aus Höflichkeit die köstlichen Melonenstückchen kosteten. Wir verabschiedeten uns iranisch (Männer geben Männern die Hand, Frauen den Frauen) und besuchten den Bauernhof mit Straußen, das Anbaugebiet mit Pistazienbäumen und die Ziegenfarm mit Schafen. "Bitte nicht" dachten wir uns, als wir zum Gartenhaus des Onkels fuhren und den Tee mit Kuchen schon riechen konnten. Das Jammern half nichts und die nächsten Nüsse, Melonen und Kekse wurden mit heißem Tee serviert. Glücklicherweise konnten wir relativ schnell die Flucht ergreifen und begaben uns zum Volleyballspielen mit Mustafar, Ali und co. Lange währte die sportliche Betätigung aber nicht und wir besuchten die großzügig finanzierten Kinderheime unserer Gastgeber. Eigentlich gibt es nicht viel zu sagen, viele liebe Kinder boten uns vielen lieben Tee mit vielen lieben Süßigkeiten an.
Müde, voll und mit einem Blutteegehalt von 10% machten wir uns auf zum Abendessen, das uns im Landhaus erwartete. Da es nicht allzu häufig vorkommt, dass zwei so gut aussehende Deutsche in die iranische Provinz kommen, wurden alle möglichen Verwandten eingeladen, die sich zu uns an den Abendbrotteppich gesellten. Wieder wurde viel gegessen, Tee vor und nach dem Essen serviert und wir waren heilfroh, als wir die 1000 Hände zum Abschied schütteln konnten (natürlich nur vom eigenen Geschlecht versteht sich). Die Nacht verbrachten wir im Palast der Familie des Onkels unseres Freundes. Wir konnten unser luxuriöses Schlafgemach natürlich erst nach Tee und Obst erreichen, iranische Gastfreundschaft nimmt halt auch nach Mitternacht nicht ab.
Auch wenn wir uns am Morgen fühlten, als hätte uns jemand in der Nacht zwangsernährt, so nahmen wir trotzdem auf dem Frühstücksteppich in der Mitte des riesigen Wohnzimmers platz und genossen unser Frühstück. Mit Tee, was sonst...
Der Abschied fiel herzlich aus und wir wurden gebeten, doch so schnell wie möglich mit Freunden oder Familie wiederzukommen. Als Dank dafür, dass wir uns so gut bekochen lassen und 7 Liter Tee ohne zu murren in uns hineinbeförder hatten, gab es
von jeder Familie ein große Tüte mit Geschenken, sodass wir mit 30 Gramm Safran, vielen Süßigkeiten, handgewobenen Handtüchern und sonstigem Krimskrams das Auto nach Mashhad enterten. Die Autofahrt verlief flott und unproblematisch und wir erreichten rechtzeitig den Flughafen um nach Teheran zu fliegen.
Teegrüße,
Contee und Teelisa
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