Weihnachten ohne Schnee und Silvester ohne Feuerwerk...
Nachdem wir uns eine kleine Auszeit in Bangalore genommen haben ohne unseren Blog zu aktualisieren interessiert bestimmt alle unsere Leser brennend, wie wir die Weihnachtsfeiertage und Neujahr verbracht haben. Fangen wir am 24. Dezember an: erst einmal war kein allzu großer Unterschied zu den vorherigen Tagen zu spüren, denn um unser Gemüsebeet noch vor Bangalore fertig zu stellen mussten wir auch am heiligen Abend (Morgen) ins Beet und den steinharten Boden umgraben. Bis zum Abend stellte sich ehrlich gesagt keine besondere Weihnachtsstimmung ein und wir hatten ernsthafte Sorgen, nach stundenlangem Kartenspielen, vor der Mitternachtsmesse einzuschlafen. Als es dann doch irgendwann 11 Uhr in der Nacht war und wir uns mit ungelogen 15 Girls und dem Bruder in den Jeep stapelten um zur Kirche zu fahren, waren wir schon sehr müde, jedoch erfasste uns langsam ein festlich besonderes Gefühl. Zum ersten Mal konnten wir auch die Schönheit Anekals bei Nacht bewundern, was allerdings weniger beeindruckend war als gedacht. Alle Menschen und lauten Fahrzeuge wurden einfach durch Hunderte Tiere (meist Hunde oder verstörte Esel) ersetzt, sodass man noch weniger Lust bekam durch Anekal zu laufen als am Tag. So ausgestorben Anekal auch war, umso bunter geschmückt und voller war die kleine Kirche. Mit tausenden Lichtern und Fahnen behangen glitzerte sie uns schon aus einiger Entfernung entgegen und spätestens jetzt fühlten wir uns doch etwas festlicher als zuvor. Dieses Gefühl wurde einem aber auch von unendlich vielen Luftballons und Weihnachtsmannglitzerpostern aufgezwungen. Noch beeindruckender als die Deko waren allerdings die 2 Krippen die innen und außen die die Besucher in den Bann zogen. Die Krippe außerhalb der Kirche hatte solch überdimensionale Ausmaße, dass es uns fast die Sprache verschlug. Nachdem sich endlich alle Leute für die Messe hingesetzt hatten wurden sie kurzerhand allesamt wieder hinaus zur Krippe geschickt, ein solches Kunstwerk soll schließlich auch ausreichend bewundert werden. Endlich, nach stundenlanger Bewunderung der Krippe ging dann auch die von uns mit Argwohn erwartete Weihnachtsmesse los. Wie in Trance erlebten wir nun die nächsten 2 1/2 Stunden. Als lutherische Protestanten fanden wir katholische Messen schon immer etwas zu sportlich, doch ist es in deutschen Kirchen nicht unglaublich warm und stickig und einen treiben nicht dauerhaft blinkende Weihnachtssterne in den Wahnsinn, die man einfach nicht aus dem Augenwinkel bekommt. Dazu kommen die Predigten und Ansprachen der Priester die so energisch und laut vorgetragen werden, dass gewisse Propagandaminister der Vergangenheit stolz gewesen wären. Die Messe war also einfach ein Mix aus benebelndem Weihrauch, fröhlich blinkenden Lichtern und laut übersteuertem Gebrülle. Ein Paradies für jeden Epileptiker. Kein Wunder also, dass nach 5 Minuten der erste Hostelboy das Bewusstsein verlor und aus der Kirche getragen werden musste. Nach dieser sehr speziellen nächtlichen Erfahrung wurden wir dann sichtlich benebelt mit dem Jeep zurück in das Girlshostel gefahren um den Weihnachtskuchen anzuschneiden. Dazu serviert wurde das wohl ekligste Getränk, dass uns bisher in unserem Leben angeboten wurde. Man kann den Geschmack dieser übermäßig süßen Pampe nicht beschreiben, aber es ist wohl angenehmer und gesünder puren Colaextrakt zu sich zu nehmen als dieses Gebräu. Glücklicherweise konnten wir unauffällig die Becher zur Seite stellen, als wir zur Feier des Tages um 2:30 Uhr morgens 2 Tänze aufführten. Kinder und Schwestern waren schwer begeistert von unseren tänzerischen Fähigkeiten und ließen uns anschließend endlich ins wohlverdiente Bett fallen. Die nächsten Feiertage verlebten wir angenehm mit viel Süßigkeiten in Anekal mit den Brüdern und in Bangalore mit unserer geliebten indischen Familie. Das Weihnachtsgeld wurde auch sofort für Flüge nach Sri Lanka, Malaysia und neue Klamotten auf den Kopf gehauen und auch ein Kinobesuch war in unseren Weihnachtsurlaub inbegriffen. Im Kino hatten wir übrigens auch unsere erste richtige Wintererfahrung in Indien, denn entweder die Klimaanlage war auf Weihnachtsmodus oder die Inder haben einfach ein komisches Gefühl von Wärme, im Kinosaal waren es nämlich gefühlt 5 fröstelnde Grad unter Null. Neujahr feierten wir fröhlich bei einer Klassenkameradin Natashas und ließen mal wieder so richtig den Bär steppen, in Anekal ist nämlich nicht so viel mit Spaß und Party, sodass wir viel zum Nachholen hatten.
Wir sind bereits wieder zurück in Anekal und schauen gut gelaunt den nächsten 4 Wochen Arbeit entgegen, bevor wir unsere Visareise nach Sri Lanka antreten.
Liebe Grüße und ein frohes neues Jahr wünschen eure Indienreisenden,
Conrad und Elisa
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