Partywoche in Anekal

(dieser Post sollte eigentlich schon am 19.12 veröffentlicht werden, allerdings hatten wir die letzte Woche in Anekal kein WLAN)

Es wird laut, es wird heiß, es wird wild. 
Es ist Vorweihnachtszeit in Anekal.
So wenig Weihnachtsprogramm es letzte Woche noch gab, so viel gibt es diese. Beinahe täglich folgen wir den Boys und Girls zu den verschiedensten Weihanchtsfeiern in Schulen oder Colleges. Aber auch die Hostels organisierten ein großes Elterntreffen kombiniert mit einem Weihnachtsprogramm für alle Kinder und einige Familienmitglieder, die sich die Mühe des Weges machten. Für dieses Programm stellen die Brüder und Schwestern das Grundgerüst und die Technik und die Schüler organisieren dann selber die einzelnen Reden und Tänze. So sind diese Darbietungen immer sehr nett anzuschauen und wir konnten die weihnachtlich wilden Songs, Tänze und vor allem die aufwendigen Kostüme bestaunen. Zumindest so halb, da in den letzen Tagen, um den Darbietungen noch den letzten feinschliff zu verpassen, von früh bis abends geprobt wurde und wir von den Liedern geweckt und in den Schlaf gesungen wurden. Trotz der kleinen Wiederholungen und der ewig! langen Rede des Vaters war das Programm "schon" nach knapp 3 Stunden beendet. Länger hätte man es allerdings auch nicht in dem gefährlich sauerstoffarmen Raum direkt unter dem Dach ausgehalten. Schweißdurchnässt und mit plattgesessenem Hintern geht es nun zum gemeinsamen Mittagessen auf die großen Hostelwiese, wo das staunenden Fachpublikum auch noch unsere inzwischen sehr großen Bohnen bestaunen konnte. 
Etwas größer ging es allerdings am Tag davor im College zu, das seinen Jahrestag größer feiert als man sich vorstellen mag. Hochrangige Gäste wurden geladen, tausende und abertausende bunte Ballons und Girlanden schmücken die Schule und es war sogar Polizei anwesend, um die Menge in Schach zu halten. So wild ging es dann aber doch nicht zu, nach einer Stunde Verspätung und einer 30 Minütigen Begrüßungsrede wurden dann die ersten 3 Stunden von jeglichen mehr oder weniger wichtigen Personen Reden (in Kannada) geschwungen, sodass wir uns in die daneben liegende Jesuitenstation verdrückten, um den Weihnachtslieder grölenden Brüdern beim schmücken zu helfen. Bei fröhlichem Jingle Bell, Jingle Bell, Jingle Bell Rock wurden jegliche Fenster, Türen und Wände mit bunten Luftballons, Glitzerketten und Sternen geschmückt. Das Ergebnis erinnerte uns zwar mehr an eine Mischung aus riesigem Kindergeburtstag und Faschingsfeier, aber immer hin hatten wir so jede Menge mehr Spaß, als beim zählen der tausend -gulus in den Kannada Reden. Dafür war das anschließende Kulturprogramm der 11. und 12. Klassen umso interessanter und lauter. Besser gesagt viel lauter. Auch am strategisch günstigsten Standpunkt kann man sich sicher sein das einem die Trommelfelle bei ohrenbetäubenden Geschreie und Gesinge zerstört werden. Die tänzerischen Einlagen war zwar sehr, sehr beeindruckend, doch hatte man durchgehend Angst, das beständige Fiepen nicht mehr aus den Ohren zu bekommen ist. Deshalb waren wir dann doch etwas erleichtert, als nach weiteren 2,5 Stunden und einer  Dankesrede die Vorführungen beendet waren und wir (etwas benommen) in die schön ruhigen Hostels zurückkehren konnten. Genauso wichtig wie diese Programme sind für die Inder auch die Dekorationen. Diese zeichnen sich durch wenige Dinge aus: sie sind glitzernd, billig, blinkend und schrecklich kitschig. Nacheinander wurden in wenigen Stunden Bäume und Räume in der Jesuitenstation und den Hostels unter einen dicken Schicht Lametta begraben und man kann beinahe keinen Ort finden, der nicht mit schrecklichem Glitzerzeug, rosa und goldenen Glöckchen und Sternen begangen ist.
Nur die selbstgebauten Krippen sind wahre Kunstweke. Egal ob in den Hostels, der Jesuitenstation, dem Nähzentrum oder der Kirche überall sind in einigen Tagen liebevoller Arbeit unterschiedlich riesige Krippen oder teilweise ganze Städtchen mit Wald und Wasserfall gebaut worden, in denen die Weihnachtsgeschichte nachgestellt wird. Aber so richtig kommen wir immer noch nicht in Weihnachtsstimmung da wir tagsüber immer noch auf unserem Feld schwitzen und uns die bunten Blinkketten wenig an ein schönes, deutsches Weihnachten erinnern, allerdings kommt man doch in eine besondere indische Feierstimmung.

Weihnachtsgrüße mit einem leichten Tinnitus,
Conrad und Elisa





































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