Diwali - das Fest des Lichtes/ Wintereinbruch in Anekal

Kaum sind die letzten rot-gelben Flaggen von dem Karnataka Gründungstag verschwunden, beginnen auch schon die Vorbereitungen für die nächste Festlichkeit.
Unmengen an Knallern und Raketen werden gekauft, Häuser unter Lichterketten versteckt und in den Zeitungen findet man schon seit Wochen mehr Werbung für  Diwalisonderangebote als irgendwelche Nachrichten. (Es wird natürlich in drei extra Seiten vor dem Titelblatt investiert, damit auch niemand eine Rabattaktion übersieht).
Das eigentliche Fest beginnt bei uns am 11. November, es werden neue Kleider angelegt, schicke bunte Saris und Kurtas mit viel Glitzer von oben bis unten. Selbst die Straßen Bangalores erinnern inzwischen vielmehr an amerikanische Vororte, irgendwann zwischen Weihnachten und Silvester. Denn das ursprüngliche Aufstellen vieler Kerzen und Öllampen, als Symbol für den Sieg des Guten über das Böse, des Lichts über die Schatten wird inzwischen durch bunte elektronische Lichterketten abgelöst. Alles blinkt und leuchtet in den verschiedensten Farben.
Die etwas traditionellere Zelebration in den ländlicheren Gegenden unterscheidet sich, wie wir von den Hostelkindern erfahren, etwas von dem was wir erlebt haben. Im Vordergrund steht bei vielen am Vormittag erstmal der Tempelbesuch und das Zubereiten besonderer Süßigkeiten, wohingegen bei den Reichen in Bangalore lediglich die letzten Vorbereitungen für die riesigen Partys getroffen werden müssen. Wir finden uns am Abend in einer riesigen Villa, die eher an einen großen Club als an ein Wohnhaus erinnert, wieder. Zwei offene Bars, lange Tischreihen gefüllt mit warmen und kalten Köstlichkeiten, eine Tanzfläche mit eigenem Dj, Pokertische für die Tanzmuffel, und viel Bedienstete die Vorspeisen verteilen, damit auch ja keiner verhungert. Gespart wird an keiner Ecke: Die Speisen sind vorzüglichst, selbst für die gemixtem Cocktails werden nur die feinsten Spirituosen verwendet und endlich, endlich kann man wieder europäisches Bier genießen! Aber auch die Partyteilnehmer sehen allesamt aus als wären sie wichtiger als so mancher deutscher Bundespräsident, schick angezogen und farbenfroh aufdrappiert (allerdings keineswegs zu viel sondern sehr stilsicher). Auf dieser Party haben wir uns dann das erste mal in Indien wie arme Kirchenmäuse gefühlt, allerdings hatten wir uns ebenfalls schicke Sachen geliehen und verschönert, sodass wir nicht auffielen in der Masse der wichtigen Leute und den Abend genießen konnten.
Eines aber ist bei allen das Highlight des Abends. Das Feuerwerk mit sehr viel Glitzerfarben und noch mehr bum bum. Raketen und Batterien erinnern noch halbwegs an ihre deutschen Gegenstücke. Die Knaller haben es allerdings in sich! Jeder von ihnen erinnert mehr an eine stattliche Rohrbombe als ein Vergnügungsmittel, besonders interessant wird es, wenn diese dann in 1000er-Reihen nach einander zur Explosion gebracht werden. Man braucht kein empfindliches Haustier zu sein um sich ängstlich unter dem Schreibtisch zu verkriechen und sich die Ohren zuzuhalten. Nach der ein oder anderen weiteren Party, die ebenfalls bombastischer gefeiert wurden als jegliche deutsche Feiern besuchten wir mit den Brüdern aus Anekal eine Priesterweihe die sehr zeremoniell und lange zelebriert wurde. Weniger schlimm hierbei war, dass wir kein Wort verstehen konnten (alle Zettel, Ansprachen und Gebete waren in Kannada), denn die Zeremonie war recht interessant anzusehen, als der Fakt, dass wir dem Kältetot beängstigend nahe kamen. Obwohl es an den Küsten Indiens noch kuschelige 25-30 Grad sind, fröstelt man in Bangalore und Anekal bei unfreundlichen 12 Grad. Zu dieser Misere (es gibt in ganz Südindien keine einzige Heizung) kommt noch ein Dauernieselregen der jede Euphorie, den Winter in Deutschland entkommen zu sein, im Keim erstickt. Das eifrig gesparte Geld wird wohl in der nächsten Woche in neue Jacken und lange Hosen investiert werden...

Fröstelnde Grüße,
Conrad und Elisa






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