Unser täglich "Brot" in Indien

Lange haben wir nichts mehr von uns hören lassen, da wir uns gerade im Oktobertief befinden und nur hier und da etwas sehr Außergewöhnliches passiert. Die jüngsten Schüler haben gerade Ferien und sind nach Hause gefahren, im Hostel passiert neben dem normalen Brimborium nicht viel und auch im Medical Camp bleiben die gefährlichen Krankheiten und Todesfälle zum Glück aus. Um unsere Leser nicht noch länger auf dem Trocknen sitzen zu lassen haben wir uns überlegt einen Post über die kulinarischen Begebenheiten unserer Region zu verfassen.
Grundnahrungsmittel Nummer 1 ist natürlich unser geliebter Reis der in tausend verschiedenen Variotionen angeboten wird. Von Natur, über eine etwas süßlichere Variante mit Cashewnüssen und Rosinen bis zu verschiedenen herzhaften Varianten mit jeglichen Gewürzen und Gemüse. Auf Grund dessen ist es auch gut aushaltbar, dass es in den Hostels drei mal täglich Reis gibt, da die Vielfalt trotzdem immer neue geschmackliche Überraschungen für einen übrig hat. Zum Reis dazu gibt es verschiedenste andere Zutaten, Gemüsebeilagen, häufig verfeinert mit Kokosnuss (die man allerdings gar nicht schmeckt), Chapathis (indischen Brotfladen aus Wasser und Mehl) und verschiedenste Fleisch und Fischarten. Am häufigsten ist jedoch wirklich das bekannte indische Curryhünchen. Auf Rindfleisch muss man allerdings häufig verzichten, wenn man sich in hinduistischen Familien oder Restaurants aufhält. Auf Vegetarier wird natürlich auch sehr viel Rücksicht genommen, da ein großer Teil der Bevölkerung aus religiösen Gründen auf Fleisch und Fisch verzichtet. Jeder essbare Gegenstand im Supermarkt  wird als veg und non-veg auf der Packung kenntlich gemacht. Meine Zahnpasta kann ich als Vegetarier übrigens guten Gewissens genießen, da selbst sowas als fleischlos gekennzeichten ist :D .

Auch Eier werden in allen Variationen angeboten und verarbeitet, sodass auch ich auf meine proteinigen Kosten komme. Auf dem Teller fällt auf, dass alle Zutaten zusammen gemixt gegessen werden. Die Schärfe des Essens variiert von Familie zu Familie, ist im Süden Indiens aber in der Regel noch halbwegs aushaltbar. Schon sehr oft wurde uns von der Würzfreudigkeit der im Norden lebenden Küchenfrauen erzählt, die kein Essen zubereiten, bei dem einem nach dem Mahl kein Rauch aus jeglichen Körperöffnungen kommt. Aber auch unsere lieben Köchinnen in den Hostels sind sehr von grünen und roten Chilis angetan, die einem beim Übersehen gerne ein wenig weinen lassen. Hat man realisiert, dass man gerade auf so eine Bestie gebissen hat ist es auch schon zu spät und man kann sich nur so schnell wie möglich viel Reis in den Mund schaufeln. Sehr typisch für unsere Region Karnataka ist der Ragiball, ein sehr zäher, pampiger tennisballgroßer Kloß aus Fingerhirse. Da er geschmacklich eher sehr neutral ist (nach gar nichts schmeckt) wird er mit den Beilagen verpampst und so in dem Mund befördert.
Zu besonderen Feierlichkeiten ist ein besonderes Essen hier genauso wichtig wie in Deutschland, nur dass das Essen auf großen Bananenblättern serviert wird. Hier ist der Vielfältigkeit keine Grenze gesetzt, wenn die finanziellen Mittel stimmen und das Fest groß genug ist.
Kommen wir von den Hauptmahlzeiten zu den Snacks, die man überall an den Straßen und in den unzähligen Bäckereien genießen kann. Zwar müssen wir auf das gute deutsche Brot verzichten, allerdings haben wir schon einige Favoriten der lokalen Snackkultur. Für 14 cent bekommt man bei jeder Bäckerei einen "Eggpuff", für 7 cent ein überdimensionales Milchbrötchen und für 10 cent eine leckere Packung Kekse. Insgesamt spielen Kekse und Cracker eine große Rolle bei den Indern. Zu jedem Tee und Kaffe (also 2-6 mal am Tag) werden die verschiedensten Knusperteilchen gereicht. So ist es auch nicht verwunderlich, dass im Supermarkt eine der vier Wände komplett mit unterschiedlichsten Keksarten vollgestellt ist. Kekse sind übrigens auch die einzige Süßigkeit, die nicht grundsätzlich total gefährlich versüßt ist. Bei allen anderen Kuchen, Bonbons und Schokoladen sind Zucker und Farbstoffgehalt keine Grenzen gesetzt und sollte man deshalb vorsichtshalber immer freundlich ablehnen. Wenn der zurckrige Kuchenteig noch nicht genug Diabetes streut, wird eine 2 Zentimeter dicke Zuckerschicht auf den Kuchen geschmiert um dem abgestupften indischen Gaumen einen Geschmack zu liefern. Also Vorsicht!
Bei Obst werden bevorzugt natürlich die regionalen Erzeugnisse angeboten, sodass wir in den Genuss der süßesten Papayas und Bananen kommen (die einen Kilopreis von 15 cent haben), aber komplett auf Beeren verzichten müssen. Sehr günstig sind außerdem sweet limes und Orangen zu bekommen, Äpfel sind deutlich teurer und ausnahmsweise auch weniger lecker als in Deutschland. Ab und zu löffeln wir auch gerne einen leckeren Granatapfel oder eine schmackhafte Kiwi.

Hoffentlich konnten wir euch ein wenig unsere essliche Situation näherbringen und einige Besonderheiten zeigen. Insgesamt muss man sagen, dass uns die indische Küche sehr sehr gut schmeckt und auch sehr gesund ist, wenn man von den übermäßig süßen und scharfen Gerichten absieht.

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