Wie man 37 km in 4 Stunden zurücklegt/ Unser Wochenendtrip nachBangalore

Freudentränen. Lautes Gelächter. Strahlende Gesichter. Für ein paar Tage können wir dem zehrenden, reislastigen Villageleben entkommen und unsere geliebte Austauschfamilie in Bangalore besuchen. 
7 Uhr geht die, wie wir dachten, sehr abenteuerliche Busfahrt nach Bangalore los. Umsteigen am größten und unübersichtlichsten Busbahnhof der Welt. Alles kein Problem. Nach nur 2,5 Stunden waren wir sicher und stolz bei unserer Austauschfamilie angekommen. Wir haben das chaotische, indische Busleben verstanden und gemeistert. Da dachten wir jedoch noch nicht an unsere Rückfahrt..
Doch erstmal zurück zu unserem Aufenthalt in Bangalore:
Immer wenn man liest, das indische Stadtleben unterscheide sich sehr vom Landleben ist das eine unglaublich dreiste Untertreibung. Als wir aus Deutschland in Bangalore ankamen war es für uns die dreckigste Stadt die wir je gesehen haben. Nach unserem Aufenthalt in Anekal kommt uns Bangalore jedoch vor wie eine peinlich sauber gepflegte Gartenstadt.
Während man auf der Straße vor unseren Hostels kein Fahrzeug sieht, dass nicht gleich auseinander zu fallen scheint, reihen sich in Bangalore BMW, Mercedes und Bentleys zwischen die Autorikschas ein. Die krasseste Umstellung erlebte aber mit Sicherheit unser Magen. 4 Mal am Tag Reis an 7 Tagen der Woche verwandelte sich innerhalb von zwei Stunden in ein europäisches Buffet in einem hochklassigen Restaurant. Süßer Pampsreis wird von Crème brûlée und Schokotorte abgelöst. Der insgesamte Lifestyle machte eine 180 Grad Wende.
22 Uhr in Anekal: Gemütliches Schlafen
22 Uhr in Bangalore: Homeparty im Palast einer Freundin Natashas. 6 Angestellte bringen Tellerweise frische Snacks und mixen jegliche gewünschte Drinks. ( Die auch herzlich zu empfehlen sind, da das indische Bier mehr an Wasser als an den wunderbaren, deutschen Hopfensaft erinnert :P ). Unterhalten wird sich auf der Party nicht mit Kindern die einen fragen ob man schon einmal auf dem Mond war, sondern mit Personen die mit 18 Jahren jegliches Land der Welt besucht haben, gerade neben dem Hobby des Singens Chinesisch lernen und sich für Oxford bewerben. Ich habe mich lange nicht mehr so doof und unwissend gefühlt :P .
Insgesamt war es das dann aber auch mit unseren Aktivitäten in Bangalore. Wir genossen die wunderschöne Zeit mit einer normalen Dusche, herrlichem Essen, dem besten Sofa der ganzen weiten Welt und WLAN. Und trotzdem kann man wieder unendliche Anekdoten erzählen, die in Zukunft möglicherweise in dem einen oder anderen Post eingestreut werden. Eine Sache die mich nicht loslässt möchte ich aber doch heute noch teilen: Wie um alles in der Welt kann ein Stück Kuchen im Café mehr kosten als die 35 minütige Taxifahrt nach Hause? 
Aber man möchte sich ja nicht beschweren wenn man für 2,90€ bis vor die Haustür chauffiert wird..

Als letztes möchten wir doch noch auf die reißerische Überschrift eingehen, denn unsere Rückfahrt kristallisierte sich als ein fröhlicher Horrortrip heraus, der nichts mehr mit der gemütlichen Hinfahrt zu tun hatte. 
Stunde 1: Mit einem überfüllten Stadtbus zum riesigen Busbahnhof
Stunde 2: Realisieren, dass keiner der 1000 Busse nach Anekal fährt
Stunde 3: Ab mit der Autorikscha zum nächsten "Busbahnhof" ( 10 Minuten feilschen eingeschlossen, denn ganz sooo dumme Touris sind wir dann auch nicht mehr, obwohl wir mit unseren Trackingrucksäcken so aussehen :P )
Stunde 4: Auf geht's nach langer Suche mit dem Partybus, 2 Tonnen Erdnüssen und lauter Musik Richtung Dorf, in dem sich Schlangen, Hunde und Streifenhörnchen beim Gebrüll der Moschee/Tempel auf den Reisfeldern gute Nacht sagen. ;)

Erholte Grüße aus dem nie langweilig werdenden Indien,
Conrad und Elisa

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