Das Ganeshafestival / Der indische Hang zum Extremen

Diese Woche wird eines der größten hinduistischen Festivals gefeiert. Das Ganeshafestival, dem wohl bekanntesten indischen Gott mit dem Elefantenkopf wird in tagelangen, wilden Festen gehuldigt. Anschließend werden die Figuren in einem langen Marsch durch die Stadt getragen, den Menschen gezeigt und am Ende in einem Fluss oder See versenkt. Live sieht das ganze dann folgendermaßen aus: jedes Haus spielt 22 Stunden am Tag ohrenbetäubende Partymusik, die nur von maschinengewehrartigen Böllern unterbrochen wird. Die blinkenden LED-Lichter pausieren zwar immer mal wieder wegen Stromausfällen, die Stimmung trübt das ganze aber keineswegs. Böller und Inder funktionieren ja auch ohne Strom ;)
Geschmückt ist die ganze Stadt mit den kitschigsten Lichterketten und Ganeshafiguren in verschiedensten Größen und Farben. Nachts erinnert die Stadt dann eher an eine große blinkende China town als eine indische Kleinstadt. An den Straßenseiten werden den vielen Zuschauern die süßesten, schärfsten und sauersten Snacks der Welt verkauft, die einem nach dem ersten Bissen jegliche Gesichtsmuskeln außer Rand und Band gleiten lassen. Egal wie täuschend harmlos ein angebotenes Mangostückchen aussieht, man sollte immer homöophatische Mengen probieren, da sich die kleine süße Mango gerne als ein in Essig getränktes Monster herausstellt. Und auch sonst übertreiben es die Inder gerne in allen Bereichen. Lichterketten müssen in allen Farben des Regenbogens leuchten, bei Kleidung gibt es keine Tabukombonation und kein Maximum an Glitzer, Musik muss so laut sein, dass ja keine vorbeilaufende Person keinen Hörsturz bekommt und über den Straßenverkehr brauchen wir ja jetzt nicht nochmal zu reden...
Ein kleines Beispiel möchte ich jetzt noch gerne zum Thema Süßigkeiten geben:
Man läuft gemütlich einer fahrenden Ganeshafigur hinterher und wird von seinen Mithostelern nebenbei gefragt ob man denn gerne einen Snack probieren möchte und schwupps die wupps findet man sich an einem kleinen Stand wieder, an dem man nur vom Riechen Diabetes bekommt. Eine Mischung aus Zucker und Fett wird so lange in heißem Öl frittiert, bis die Kalorienanzahl eines Bissens unereichbare Höhen erzielt. Obwohl ich nur einen Minibisschen von diesem im Mund zerlaufenden Etwas probiert habe, war mir den restlichen Abend nicht mehr nach Nahrung jeglicher Art.
In Anbetracht aller dieser Tatsachen erscheinen wir Deutschen doch als sehr langweiliges Völkchen.
\Wilde Grüße aus Indien, 
Conrad und Elisa


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